Agiler Adventskalender: 03 – Schweigen in der Retrospektive

Agiler Adventskalender: Schweigen in der Retro

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Ein neuer Tag im Advent, eine neue Frage im Agilen Adventskalender:

In der Retrospektive herrscht oft Schweigen und wenig Aktivität. Was kann man tun?

Ein Agiles Missverständnis

Zuerst möchte ich hier mit einem Missverständnis aufräumen, das heißt: 

„Schweigen bedeutet Zustimmung.“ 

Das ist in den seltensten Fällen korrekt. 

Zustimmung äußert sich durch Nicken, Daumen hoch, ein deutliches „Ja“ oder andere Faktoren. Schweigen gehört selten dazu. Meiner Erfahrung nach drückt Schweigen häufig „Passivität“ aus, oder dass man mit irgendwas eigentlich nicht einverstanden ist, es aber nicht sagen möchte.

Um hier aber Klarheit zu haben, sollte man Teamregeln etablieren, die dazu führen, dass Zustimmung klar deutlich gemacht wird und Schweigen eben keine Zustimmung bedeutet. Das hilft der Moderation, hier gezielt nachzufragen und Klarheit darüber zu haben, woran man ist.

Nehmen wir an, diese Regeln sind klar und es herrscht dennoch in einer Retrospektive oder einem beliebigen anderen Meeting allgemeines Schweigen oder nur Einzelne beteiligen sich.

Das Schweigen aufbrechen

Wie kann man das auflösen? Die Antwort ist: Das kommt drauf an.

Habe ich ein vertrautes Team, das sich länger kennt, kann man Personen durchaus direkt ansprechen. Die Gefahr, sie öffentlich bloßzustellen, ist hier sehr gering. Also plädiere ich in diesen Fällen ganz klar für Rückfragen: „Wie siehst du das?“ „Was ist dein Standpunkt?“. Alternativ kann man den Umstand des Schweigens klar benennen und darauf hinweisen, dass hier gerade eine kommunikative Dysfunktion vorliegt.

Ist das Team neu zusammengekommen oder hat tiefergehende menschliche Probleme, kann dies schwierig sein! Hier lohnt es sich, im Vorfeld in 1:1-Gesprächen diesen Schritt „Ich werde dich konkret ansprechen in Zukunft“ zu äußern und dies auszuhandeln. Denn in einem Team kann man sich nicht immer auf seine Introvertiertheit oder Ängste zurückziehen. Das ist schlicht teamschädlich. Jedoch ist hier behutsam vorzugehen und Ängste müssen zunächst adressiert, benannt und beseitigt werden, ehe man eine Person „auf die Bühne“ fordert.

Dysfunktionen ansprechen

Hilft all das nicht – das heißt, auf konkrete Nachfragen kommen einsilbige Antworten – ist wohl eine generelle Dysfunktion im Team wahrscheinlich. Hier würde sich anbieten, genau diesen Umstand anzusprechen oder in Einzelgesprächen herauszufinden, woran dieser Mangel an Beteiligung liegt. Manchmal fühlen sich Leute nicht kompetent, manchmal haben sie Angst oder trauen sich gegenseitig nicht. All das kann man aber erst bearbeiten, wenn man die Wurzel des Schweigens kennt.

Eine Sache noch: Schweigen muss man abgesehen davon auch mal aushalten können, da Menschen mitunter Zeit zum Nachdenken brauchen oder jemand den ersten Schritt gehen muss, damit sich eine Dynamik entwickelt.

Sofort nach 15 Sekunden Stille das „Eis brechen zu wollen“ ist selten gut …

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