Agile Missverständnisse: Selbstorganisation

Agile Missverständnisse: Was Selbstorganisation nicht ändern darf

Avatar von Johann-Peter Hartmann

Wirklich agil bedeutet doch auch, dass man alles ändern kann. Da ist auch Scrum schon zu dogmatisch, deshalb haben wir das abgeschafft und sind auf Kanban gewechselt. Wir releasen ohnehin die ganze Zeit, da ergeben die Iterationen keinen Sinn. Einen Product Owner haben wir ebenfalls nicht, das hat für uns irgendwie nicht gepasst. Scrum Master sind bei uns jetzt agile Coaches, aber davon brauchen wir auch nicht für jedes Team einen, wir haben jetzt praktisch für alle drei Teams einen.

Dysfunktionen als Ursache

Solche Argumentationen hört man häufig. Meist sind sie Reaktion auf eine Dysfunktion, auf eine schlechte Erfahrung. Bei Rückfragen kommt einem das konkrete Ereignis oft bekannt vor – man kennt ähnliche Fälle und weiß auch, wie sie zustande kommen. Und dass die angestrebte Modifikation nur auf den ersten Blick wie ein guter Plan aussieht.

Aber wie weit darf ich einen agilen Prozess anpassen? Muss ich mich sklavisch an Scrum oder Kanban halten, oder habe ich auch die Wahl, meinem Bedarf entsprechend anzupassen? Warum sollte ich damit weitermachen, wenn es so gar nicht bei uns funktioniert?

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Selbstorganisation

Die Theorie komplexer Systeme bietet hier eine klare und einleuchtende Antwort: Ich muss in der Lage sein, Probe-Sense-Respond-Zyklen zu machen, damit die „passenden“ Prozesse entstehen können.

Das ist keine Vereinbarung, und das ist keine Empfehlung. Das ist eine Eigenschaft von komplexen Systemen, die sich auch dann so verhalten, wenn ich das nicht möchte.

Das limitiert auch unsere Adaption und die Dinge, die ich in Selbstorganisation ändern darf: Ich darf alles ändern, solange ich eine Infrastruktur zum Testen, zum Lernen und zur Adaption habe.

Die drei Säulen komplexer Systeme

Konkret bedeutet das: Ich kann das Planning abschaffen, wenn ich einen Ort habe, wo Experimente entstehen können. Ich kann den Review abschaffen, wenn ich einen Ort zum Messen, Feststellen und Beobachten habe. Und ich darf die Retrospektive abschaffen, wenn ich einen Ort zum Erzeugen eines gemeinsamen Bildes und der daraus resultierenden Aktionen habe.

Diese drei Säulen – Experimentieren, Beobachten & Lernen und gemeinsame Adaption – sind nicht durch Scrum oder Kanban gegeben, sie sind ein Resultat des Verhaltens komplexer Systeme.

Deshalb kann ich sie nicht abschaffen, ich kann sie maximal ignorieren.

Unsere Serie Agile Missverständnisse


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Kommentare

3 Antworten zu „Agile Missverständnisse: Was Selbstorganisation nicht ändern darf“

  1. Lesetipp: Agile Missverständnisse: Was Selbstorganisation nicht ändern darf https://t.co/mrUmsLQZRb https://t.co/U5XGsDq6eV

  2. Agile Missverständnisse: Was Selbstorganisation nicht ändern darf https://t.co/uGahjWFzlx via @mayflowergmbh

    -> dr… https://t.co/Z4Q6ZR0DDT

  3. Die Sache mit der Selbstorganisation … was darf geändert werden und was nicht? https://t.co/jMFMzmnJyF

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