Die Cloud kostet, das ist allen klar … aber wie viel kostet sie wirklich? Um dafür Awareness zu schaffen, gibt es FinOps. Was genau sich dahinter verbirgt, erfährst du in diesem Blogpost. Und ganz am Ende verrate ich dir noch, wie wir dich dabei unterstützen können.
Doch zunächst einmal eins nach dem anderen.
Cloud kostet … aber wieviel kostet sie wirklich?
Bei der herkömmlichen Planung eines Softwareprojekts mit On-Premise-Hardware ist die Kapazitätsplanung ein vorbereitender Schritt in der Softwareentwicklung. Es wird aufwändig versucht abzuschätzen, welche Kapazitäten benötigt werden, und Lösungen werden budgetiert und beschafft. Oft wird großzügig geplant, um spätere Engpässe zu vermeiden. Zu Beginn der Entwicklung sind die Infrastrukturkosten dann fest und (zunächst) keine Sorge mehr für die Entwickler.
Mit der Nutzung der Cloud ändert sich diese Dynamik jedoch grundlegend. Die Infrastruktur kann in kürzester Zeit bereitgestellt und ebenso schnell wieder abgebaut werden. Eine aufwendige und oft ungenaue Kapazitätsplanung ist nicht mehr erforderlich. Dank des “Pay-as-you-go”-Modells zahlt man nur für die tatsächlich genutzten Ressourcen. Langfristige Investitionen (CapEx) wandeln sich so in laufende Kosten (OpEx), die sich sehr kurzfristig ändern können. Damit liegt die Verantwortung für die entstehenden Kosten nun auch bei jedem Team, das Ressourcen in der Cloud nutzt.
Die Herausforderung besteht nun darin, diese Kosten für alle Beteiligten transparent und handhabbar zu machen. Hier kommt FinOps ins Spiel.
Was ist FinOps?
FinOps ist der Ansatz, mit Hilfe verschiedener Prinzipien und Best Practices ein fortwährendes Bewusstsein für die durch die Cloud-Nutzung entstehenden Kosten bei allen relevanten Unternehmensteilen zu schaffen. Das bedeutet auch, das der Umgang mit Kosten alltäglich wird. Damit werden auch die verschiedenen Teams und Unternehmensteile in die Lage versetzt, Verantwortung für Kosten zu übernehmen und sie gezielt zu minimieren. Das Ergebnis ist dann eine bessere Kostenoptimierung und höhere Effizienz bei der Nutzung von Cloud-Diensten.
Ziele von FinOps
Die vier Hauptziele von FinOps sind:
- Kostenbewusstsein:
Alle Teams sollen sich der Kosten bewusst sein, die durch den Einsatz von Cloud-Ressourcen entstehen. Das umfasst Entwickler, die die Ressourcen bereitstellen, Betriebsteams, die die Infrastruktur verwalten, und Finanzteams, die die Ausgaben überwachen. - Kostenoptimierung:
FinOps zielt darauf ab, die Kosten durch kontinuierliche Überwachung, Analyse und Anpassung zu optimieren. Das kann die Auswahl kostengünstiger Ressourcen, das Abschalten nicht benötigter Ressourcen und die Anpassung von Ressourcen an den Bedarf beinhalten. - Transparenz:
Es ist wichtig, klare und verständliche Informationen über die Cloud-Kosten zur Verfügung zu stellen. Das ermöglicht es den Teams, fundierte Entscheidungen zu treffen und besser zu verstehen, wie ihre Aktivitäten die Kosten beeinflussen. - Verantwortlichkeit:
FinOps fördert die Idee, dass Teams und Einzelpersonen für ihre eigenen Cloud-Kosten verantwortlich sind. Das bedeutet, dass sie die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Finanzen verstehen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen können.
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FinOps-Prinzipien
FinOps basiert auf ein paar grundlegende Prinzipien, um Kostenkontrolle und Transparenz bei der Nutzung von Cloud-Infrastruktur zu schaffen.
- Kostenbewusstsein (Cultural Awareness): Alle Teammitglieder, einschließlich Entwickler, Betriebsteams und Finanzteams, sollten sich der Kosten bewusst sein, die durch den Einsatz von Cloud-Ressourcen entstehen. Ein gemeinsames Verständnis für die finanziellen Auswirkungen fördert die Zusammenarbeit.
- Kostenoptimierung (Informative): Der Fokus liegt darauf, die Cloud-Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. Das schließt die Auswahl kostengünstiger Ressourcen, die Anpassung an die tatsächlichen Anforderungen und die regelmäßige Überprüfung der Infrastruktur auf ungenutzte oder ineffizient genutzte Ressourcen ein.
- Transparenz (Informed): Transparenz in Bezug auf die Kosten ist entscheidend. Das beinhaltet klare und verständliche Berichterstattung über Cloud-Ausgaben sowie die Aufschlüsselung der Kosten nach Abteilungen, Teams oder Projekten, um Verantwortlichkeiten zu verdeutlichen.
- Verantwortlichkeit (Accountable): Teams und Einzelpersonen sollten für ihre eigenen Cloud-Kosten verantwortlich sein. Das ermutigt dazu, die Auswirkungen von Entscheidungen auf die Finanzen zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Effizienz zu steigern.
- Optimierung als kontinuierlicher Prozess (Continuously Optimize): Die Kostenoptimierung sollte ein fortlaufender Prozess sein. Das bedeutet, dass Teams ständig ihre Ressourcen-Nutzung überwachen, analysieren und anpassen, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Anforderungen entspricht.
- Automatisierung (Better Tools): Die Automatisierung von Prozessen, insbesondere im Hinblick auf die Bereitstellung und Verwaltung von Ressourcen, trägt dazu bei, effizientere und konsistente Abläufe zu gewährleisten. Automatisierung kann auch dazu beitragen, ungenutzte Ressourcen zu identifizieren und abzuschalten.
Der FinOps-Lifecycle
Der FinOps-Lifecycle ist iterativ, da sich Cloud-Ressourcen und -Anforderungen im Laufe der Zeit ändern können. Durch die wiederholte Anwendung dieser Phasen können Organisationen ihre Cloud-Ausgaben besser verwalten und optimieren.
1. Informieren:
- In dieser Phase geht es darum, eine klare Sicht auf die Cloud-Ausgaben zu erhalten. Das beinhaltet das Verständnis der aktuellen Kosten, die Identifizierung von Kostenquellen und die Zuordnung der Ausgaben zu Teams oder Projekten.
- FinOps-Teams verwenden Analysetools, um detaillierte Einblicke in die Kostenstrukturen zu gewinnen. Das Ziel ist es, Kostenmuster zu erkennen und den Grund für Ausgabenanstiege zu verstehen.
2. Optimieren:
- Nachdem die Informationen gesammelt wurden, konzentriert sich die nächste Phase darauf, Einsparpotenziale zu identifizieren und umzusetzen. Das kann die Optimierung von Ressourcennutzung, die Auswahl kostengünstigerer Optionen oder die Einführung von Reservierungen für langfristige Verpflichtungen beinhalten.
- Das FinOps-Team arbeitet eng mit den technischen Teams zusammen, um sicherzustellen, dass die Kostenoptimierung nicht zu Lasten der Leistung oder Verfügbarkeit geht.
3. Betreiben:
- In der Betriebsphase geht es darum, die festgelegten Kostenrichtlinien und Optimierungsmaßnahmen aufrechtzuerhalten. Das umfasst die kontinuierliche Überwachung der Ausgaben, die Anpassung von Ressourcen gemäß den sich ändernden Anforderungen und die Kommunikation mit den beteiligten Teams.
- Automatisierung spielt eine wichtige Rolle, um Prozesse zu vereinfachen und sicherzustellen, dass die FinOps-Praktiken kontinuierlich angewendet werden.
Wie starte ich mit FinOps?
Die Anpassung von FinOps an die individuellen Bedürfnisse eines Unternehmens gestaltet sich leider nicht mit einer einfachen Lösung, da eine maßgeschneiderte Integration erforderlich ist. Es empfiehlt sich, FinOps schrittweise einzuführen. Auf diese Weise können zunächst in einem kleineren Rahmen die Grundlagen geschaffen und erste Erfahrungen mit der neuen Vorgehensweise gesammelt werden. Anschließend kann der Umfang und die Komplexität der FinOps-Aktivitäten schrittweise erweitert werden. Die FinOps Foundation beschreibt dies als den “Crawl-Walk-Run”-Ansatz und unterteilt die Einführung von FinOps in die folgenden drei Phasen:
- Crawl: Die Anfangsphase erfordert Mühe, und der Erfolg ist zunächst bescheiden. In dieser Phase werden die Voraussetzungen für FinOps geschaffen und erste praktische Erfahrungen mit dem neuen Prozess gesammelt. Es ist wichtig, zu diesem Zeitpunkt Informationen bereitzustellen und Akzeptanz für den Prozess zu schaffen. Obwohl Tools und Monitoring vorhanden sind, können sie noch weiterentwickelt werden.
- Walk: FinOps hat Einzug in einen Großteil des Unternehmens gehalten, wurde verstanden und wird aktiv praktiziert. Unternehmensprozesse passen sich an, wenn auch vielleicht noch nicht in allen Teams. Möglicherweise gibt es auch Randfälle, die vorerst ausgenommen werden.
- Run: In dieser Phase ist FinOps fest im täglichen Betrieb des gesamten Unternehmens verankert. Alle Teams arbeiten nach den Prinzipien von FinOps und es ist zu einer Selbstverständlichkeit im Unternehmen geworden. Entwickler fordern möglicherweise selbst die Anwendung von FinOps ein, da der tägliche Nutzen dieser Praktiken allen Beteiligten klar ist.
Wann ist ein guter Zeitpunkt für den Start?
Es ist ratsam, mit FinOps so früh wie möglich zu beginnen. Also sobald die Entscheidung getroffen wurde, Cloud-Infrastruktur zu nutzen bzw. die ersten Dienste in der Cloud genutzt werden. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass die FinOps-Bemühungen eines Unternehmens flexibel skaliert werden können. Wenn beispielsweise nur wenige S3 Buckets in der AWS Cloud genutzt werden, ist kein umfangreiches FinOps-Team erforderlich. Bei zunehmender Nutzung von Ressourcen wie Cloud-gehosteten Instanzen, Datenbanken oder verstärktem Einsatz von Serverless-Technologien (wie unter anderem AWS Lambda), kann jedoch die Erweiterung des FinOps-Teams sinnvoll sein. Ein frühzeitiger Start mit FinOps birgt zudem diverse Vorteile.
Vorteile eines frühzeitigen Starts
- Ein müheloser Einstieg wird ermöglicht, da die zugrundeliegende Infrastruktur zu Beginn noch übersichtlich ist. Die Anforderungen an Monitoring und Reporting sind geringer und das erforderliche Wissen – beispielsweise über verschiedene Rabattmöglichkeiten bei Cloud-Diensten – ist im Vergleich zu einer Integration von FinOps in eine umfangreiche Cloud-Lösung klar strukturiert.
- Der gemeinsame Start von FinOps und Cloud-Infrastruktur-Nutzung verleiht dem Prozess eine organische Anmutung. Die Verbindung von FinOps und der Nutzung der Cloud-Infrastruktur fühlt sich natürlicher an und wird nicht als zusätzlicher, separater Prozess wahrgenommen.
- Es entfällt die Notwendigkeit, den Umfang der Einführung von FinOps zu überdenken. Ein schrittweises Vorgehen bei der Implementierung von FinOps ermöglicht es, Erfahrungen mit den Prozessen und Praktiken zu sammeln und diese Erfahrungen zu nutzen, um FinOps kontinuierlich im Unternehmen zu etablieren. Ein früher Start mit FinOps legt bereits den Rahmen fest, sodass das FinOps-System entsprechend erweitert wird, um neu hinzugekommene Cloud-Infrastruktur abzudecken.
- Kostentransparenz wird bereits bei der Einführung neuer Infrastruktur gewährleistet. Teil von FinOps ist nicht nur die Überwachung der aktuellen Kosten durch die genutzte Cloud-Infrastruktur, sondern auch die Anwendung von Praktiken zur Kalkulation von Kosten, die durch die Nutzung neuer Dienste entstehen. Der Vorteil einer frühzeitigen Einführung von FinOps liegt darin, dass diese Praktiken auch bei einer Erweiterung der Cloud-Infrastruktur einen höheren Grad an Optimierung und Kostentransparenz ermöglichen.
Eine zeitlich versetzte Implementierung von FinOps ist ebenfalls durchführbar. Wie zuvor betont, empfiehlt es sich schrittweise vorzugehen, um Erfahrungen mit FinOps in einem gut überschaubaren Rahmen zu sammeln, Wissen aufzubauen und die Akzeptanz dafür im Unternehmen zu fördern.
Tools und Wissenswertes
Mit unserem FinOps für AWS Workshop unterstützen wir dich, wenn dein Unternehmen FinOps bereits einsetzt oder in Betracht zieht. Der Workshop wird dabei individuell an die Bedürfnisse deines Unternehmens angepasst. Das Ziel ist, dass dein Unternehmen danach bestens aufgestellt ist, FinOps ins tägliche Doing einfließen zu lassen. Folgende Punkte und Tools sollten von Anfang an bedacht werden und können dabei Kernbestandteile des Workshops sein:
- Zusammenstellung des FinOps-Teams:
Ein FinOps-Teams sollte von Mitgliedern, die eine Vielfalt unterschiedlicher Rollen im Unternehmen ausfüllen, gebildet werden. Dazu gehören Mitglieder der Entwicklungs- und IT-Betriebs-Teams, Finanzexperten und Cloud-Architekten. Wir helfen dir, das Team optimal zu besetzen. - Vorstellen von Cost-Allocation-Tags und Erstellen einer konsistenten Tagging-Strategie:
Eine klare Tagging-Strategie ermöglicht eine präzise Zuordnung von Kosten, was eine detailliertere Analyse und Budgetierung ermöglicht. - AWS Trusted Advisor:
Der AWS Trusted Advisor ist ein Tool, das Empfehlungen für die Kostenoptimierung, Leistung, Sicherheit und Zuverlässigkeit deiner AWS-Ressourcen gibt. Es bietet praktische Ratschläge zur Verbesserung der Effizienz und Sicherheit Ihrer Umgebung. - Kontinuierliche Kostenkontrolle mit AWS Cost Explorer:
Der AWS Cost Explorer ermöglicht die Visualisierung, Segmentierung und Prognose von Kosten, um fundierte Entscheidungen zur Optimierung von Ausgaben zu treffen. - Kosten für Compute-Dienste mit Reserved Instances und Savings Plans reduzieren:
Strategische Nutzung von Reserved Instances (für eine bestimmte Laufzeit) und Savings Plans (flexible Einsparungsmodelle) zur Reduzierung der Kosten für virtuelle Maschinen und andere rechenintensive Dienste. - Auto Scaling Einstellungen optimieren:
Effiziente Konfiguration von Auto Scaling, um automatisch Ressourcen zu skalieren und die Kosten zu optimieren. Das ermöglicht die Anpassung der Umgebung an variable Workload-Anforderungen. - Speicherklassen für Datenarchivierung optimieren:
Auswahl der geeigneten Speicherklassen für Datenarchivierung, z. B. S3-Intelligent-Tiering oder Glacier, um die Speicherung von Daten zu optimieren und Kosten zu reduzieren, wenn eine geringere Zugriffshäufigkeit akzeptabel ist. - AWS Budgets, Alarms and Actions:
Erstellung von Budgets in AWS, um Ausgaben zu überwachen, sowie das Einrichten von Alarmen und Aktionen. Dadurch wird proaktiv auf Kostenabweichungen reagiert und es können automatische Maßnahmen implementiert werden, um Kosten im Rahmen festgelegter Grenzen zu halten. - Künftige Kosten mit AWS Price Calculator abschätzen:
Erstelle schnell präzise Kostenabschätzungen für die künftige Verwendung von Cloud-Ressourcen. Modelliere Szenarien, um die Auswirkungen von Ressourcen-Änderungen wie z.B. Savings Plans oder Änderungen des geografischen Standortes auf die Kosten deiner Cloud-Infrastruktur abschätzen zu können. - AWS Housekeeping als wiederkehrenden Prozess etablieren:
Als AWS Housekeeping beschreiben wir einen individuellen Prozess, der regelmässig (z. B. wöchentlich) ausgeführt wird und quasi ein “Großreinemachen” für deine Cloud-Infrastruktur darstellt. Während dieses Prozesses wirfst du regelmässig einen Blick auf die aktuellen Kosten sowie die Auslastung deiner Cloud-Ressourcen und optimierst diese stetig.
TL;DR
In unserem AWS FinOps Workshop vermitteln wir bewährte FinOps-Praktiken für die AWS Cloud, um die Kosten der genutzten Cloud-Infrastruktur klar, transparent und handhabbar zu gestalten. Das trägt dazu bei, Cloud-Dienste effizienter zu nutzen und die Gesamtkosten zu senken. Eine umfassende Kostentransparenz adressiert zudem Bedenken hinsichtlich unerwarteter Cloud-Kosten, was die Akzeptanz der Cloud-Dienste im eigenen Unternehmen steigert.
Der Workshop richtet sich an CTOs, Cloud-Architekten, Entwicklungs- und IT-Teamleiter sowie an zukünftige FinOps-Teams. Und wenn du weitere Fragen hast, dann zögere nicht, uns direkt anzusprechen.
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