Am 15. Tag unseres Agilen Adventskalenders beschäftigen wir uns mit dem Thema „Agil“ – und zwar nicht wie sonst üblich, sondern versuchen es mit einer spielerischen Leichtigkeit.
Wie können “Agile Spiele” helfen, dem Team Agilität näher zu bringen?
Herausforderungen spielend meistern
Agiles Arbeiten ist nicht einfach, sondern sehr herausfordernd. Bevor das 2020er-Update des Scrum Guides veröffentlicht wurde, fand man dort eine Passage, die besagte: „Scrum is easy to understand, but difficult to master.“
In der neuen Version des Guides steht „Scrum is simple.“ Danach folgen zwar ein paar Erläuterungen, die die Komplexität aufzeigen – ich finde es trotzdem ein wenig schade, dass dieser Absatz verschwunden ist.
Ich denke, dass jeder, der in der agilen Arbeitswelt unterwegs ist, unterschreiben wird, dass die Umsetzung nicht trivial ist, sondern gerade die genannten Aspekte der „relationships and interactions“ – wie es der neue Scrum Guide bezeichnet – erhebliche Herausforderungen mit sich bringen.
Hier können Agile Spiele helfen. Richtig … Spiele.
Wir leben in einer Zeit, in der kontinuierliches Lernen und Kommunikation im Mittelpunkt stehen. Die Agilität beschleunigt diese Anforderungen nochmals: Wir müssen unsere Nervenbahnen ständig neu vernetzen, neue Pfade einschlagen und vor allem mit Unbekanntem umgehen.
Hierbei hilft es, wenn die „Lernumgebung“ niedrigschwellig ist und auf die Funktionsweise des menschlichen Gehirns ausgelegt ist. Wir lernen miserabel und sehr langwierig, indem wir uns Dinge anlesen oder zuschauen oder und „erklären“ lassen. Die emotionale Beteiligung ist hierbei einfach zu gering. Sind wir jedoch „aktiv“, machen mit, sind „hands-on“ bei Problemstellungen und Lösungen an Bord, finden viel tiefgreifendere und nachhaltigere Lerneffekte statt.
Hinzu kommt, dass wir uns mit komplexen Fragestellungen befassen, die bei Kindern durch Spiele gelöst werden. Also: Warum soll das nicht auch bei uns Erwachsenen funktionieren?
Meiner Ansicht nach sind Spiele eine der besten Wege, komplexes Wissen in einer niedrigschwelligen Lernumgebung zu vermitteln.
Was kann mithilfe von Agilen Spielen gelernt werden?
Hier möchte ich mich auf drei Aspekte fokussieren: Fachliches Lernen, Teambildung und soziale Interaktion.
Fachliches Lernen
Ja, mit Spielen können Fachinhalte – sogenannte „Hard Skills“ – erlernt werden. Ein Beispiel hierfür ist das Kanban Pizza Game, das es ermöglicht, den Flow aus IT-Kanban zu erleben. Eine Anleitung für die Umsetzung in einer remote-Lernumgebung findet ihr bei methodpark: Pizzaküche – eine agile remote Simulation.
Wer noch mehr dazu wissen will, wie man IT-Kanban simulieren kann, ist in der Podcast-Folge von Mein Scrum ist kaputt! Kanban Spiele bestens aufgehoben.
Team Building
Neben diesem beispielhaften Fachinhalt können auch Teambildung-Aspekte in Spielen abgebildet werden. Hierfür sind sogenannte „Exit Games“ bestens geeignet, bei denen man gemeinsam Probleme lösen und als Team funktionieren muss.
Diese Spiele sind mittlerweile auch remote umsetzbar und es gibt diverse kommerzielle Anbieter. Da ich hier aber keine Werbung für einen bestimmten Veranstalter machen möchte, lade ich Euch dazu ein selbst danach zu googeln.
Soziale Interaktion
Kommen wir zum dritten Punkt: Soziale Interaktion. Ihr möchtet wissen, wie Eure Kolleg*innen ticken und kommunizieren? Spielt mit Ihnen! Hier gibt es eine ganze Liste an Spielen, die bestens geeignet sind und sowohl vor Ort als auch remote funktionieren: Spaceteam (aka „wir schreien uns alle ein bisschen an“), Among Us, Team3, … die Liste ist sehr lang. Mein persönlicher Favorit ist skribbl.io. Hier kommt der Spaß definitiv nicht zu kurz und die Kommunikation wird erprobt.
Ach ja, da war noch was. Wir spielen nicht aus Spaß, das Ziel sind Lernen und Kommunikation, also schlussendlich als Team besser zu werden.
Aber: Mit dem Spaß, der automatisch dazu kommt, lernen wir schneller und nachhaltiger und tun noch etwas Gutes für unser Wohlbefinden.
Ein Tipp für alle, die gar nicht genug haben können. „The Wall of Online Board Games“.
Was ist wichtig, wenn man zusammen spielt?
Das hängt ein bisschen vom Spiel ab. Im Kern: Regeln kennen, loslegen, üben. Einige Spiele bedürfen einer Moderation, die gerne rotieren kann. Lasst Euren Scrum Master auch mal mitspielen und nicht immer nur den Moderator geben.
Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Reflexionsrunde nach jeder Spieleinheit. Noch einmal: Wir spielen nicht primär aus Spaß; das ist ein netter Nebeneffekt. Die Frage ist: Was haben wir gerade gelernt? Wie können wir das nutzen? Wie macht uns das besser? Diese Schleife sollte moderativ begleitet werden, damit hier konkrete Umsetzungspunkte entstehen, die am Ende sinnvoll genutzt werden können.
Ein letzter Tipp sei an dieser Stelle noch erlaubt: Lego® Serious Play ist ein sehr professionelles „Spielformat“, das man sich auch mal anschauen kann. Es ist in nahezu jedem Kontext einsetzbar, bedarf aber einer zertifizierten und professionellen Moderation. Don’t try this by yourself.
Genug der Worte! Legt los und lernt zusammen.
Wenn ihr Lust bekommen habt, kommt auf einen unserer „Agile-Games-Abende“ in der Agilen UG Unterfranken vorbei.
Was spielt ihr (bereits)? Welche Tipps und Links habt ihr? Was sind Eure Erfahrungen? Ich freue mich auf Eure Kommentare.
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