Als ich mich das erste Mal als Führungskraft bewarb, musste ich durch ein Assessment. Ein Teil davon war auch ein Mitarbeitergespräch … so etwas hatte ich noch nie geführt. Also nahm ich mir Lektüre vor, um mich vorzubereiten. Darin stand etwas davon, immer mit etwas Positivem zu beginnen – Wertschätzung öffnet die Tür. Und so legte ich mir auch etwas vermeintlich Kluges für den Anfang zurecht, mit dem ich startete. Wie ging das wohl aus? Nun, ich habe aus nachvollziehbaren Gründen nicht bestanden …
Ganz einfach deshalb, weil ich nicht echt war. Ich habe mir Dinge aus dem Lehrbuch genommen, die auf dem Papier gut klangen. Die andere Leute empfohlen haben. Das sind aber nur Techniken, die ohne einen bestimmten Hintergrund nicht funktionieren: Sie brauchen Authentizität.
Authentizität in der Führung
Ob als Eltern, Lehr- oder Führungskraft – es ist wichtig, die Rolle nicht zu spielen, sondern mit echtem Leben auszufüllen. Menschen spüren ganz gut, ob du aus dir selbst heraus handelst oder ob du etwas tust, weil es andere als richtig, hilfreich oder effektiv anpreisen.
Als disziplinarische/r Vorgesetzte/r kann man sich auf seine Machtposition berufen (was für mich aber nichts mit sinnvoller Führung zu tun hat), als laterale Führungskraft oder Consultant bist du auf deine Fähigkeit angewiesen, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Authentizität ist ein fundamentaler Baustein dafür. Menschen wollen wissen, woran sie sind. Sie brauchen echte, anfassbare Menschen, keine Darsteller. Das gibt Sicherheit.
Pater Anselm Grün sagt: „Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen“. Du brauchst ein einigermaßen klares Bild deiner eigenen Person und vor allem eine gute Portion Selbstakzeptanz, um anderen Menschen offen und authentisch gegenüber treten zu können. Wer zum Beispiel mit sich selbst nicht klar ist, kann auch anderen keine Klarheit vermitteln. Das heißt: Die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit und das Verstehen der eigenen Funktionsweise sind zentrale Aspekte von guter Führung.
Äußere und Innere Führung
Führung ist oft nach außen gerichtet, auf Kollegen und Mitarbeiterinnen. Sinnvollerweise richtet sie sich aber erst einmal nach innen: Wer bin ich – ohne meinen Titel, meine Position, mein Konto? Was will ich – im Leben im Allgemeinen, im Beruf im Besonderen? Was brauche ich – für meine physische und psychische Gesundheit? Aus dieser Erfahrung mit mir selbst heraus kann ich ein gutes Vorbild sein und anderen authentisch entgegentreten.
Wie schreibt Nico Rose so passend in seinem #ArbeitBesserMachen-Manifest: „Ich erkenne mehr und mehr, dass meine Haltung die stärkste Führungstechnik ist“.
Wenn ich also glaube, dass ich mit erlernten Gesprächstechniken und brav erfüllten Rollenerwartungen durch mein Führungsleben komme und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben werde, werde ich voraussichtlich scheitern. Wie ich in meinem ersten Versuch. Nicht nur durch diese Erfahrung hat sich meine Haltung mittlerweile deutlich gewandelt: Authentisch kommt weiter.
Die eigene Haltung
Wenn ich heute eine solche Situation wie im Assessment habe, komme ich einfach gleich zum Thema. Und wende keine (manipulativen) Gesprächstechniken aus dem Lehrbuch an, sondern schaue bei mir, was mir wichtig ist und bringe das zum Ausdruck. Am besten schnörkellos, ehrlich, echt. Den Verlauf des Gesprächs kann ich ohnehin nicht voraussehen. Aber meine Haltung darin, die kann ich beeinflussen.
Inspiration
Gewaltfreie Kommunikation war und ist für mich sehr hilfreich auf dem Weg zur Authentizität. Eine gute Einführung geben: Konflikte lösen durch Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg.
Als weitere Inspirationen möchte ich euch noch die folgenden Links ans Herz legen:
Schreibe einen Kommentar