Die Teamstimmung geht bergab. Ihr wisst, dass der Wurm drin ist. Ihr wollt das fluffige Thema „Motivation“ ansprechen … aber ohne, dass es als Vorwurf aufgefasst wird. Nur, wie?
Herzlich willkommen im heutigen Praxistipp: es geht um die Autonomy Mastery Purpose Retro.
Intrinsische Motivation
Dan Pink untersucht das Rätsel der Motivation und beginnt mit einer Tatsache, die Sozialwissenschaftler kennen, die meisten Manager aber nicht: Traditionelle Belohnungen („carrot-and-sticks approach“) sind nicht positiv und auch nicht für komplexe Problemstellungen geeignet.
Stattdessen gibt es 3 Faktoren, die berücksichtigt werden sollten: Autonomy, Mastery und Purpose. Autonomy (Autonomie) ist das Gefühl, autonom und selbstbestimmt zu sein. Mastery (Meisterschaft) ist das Gefühl, dass man in wichtigen Dingen besser wird (Entwicklung), indem ich Feedback erhalte. Purpose (Sinn) ist das Wissen, warum ich etwas tue.
Hier geht es zum kurzweiligen TED-Talk The Puzzle of Motivation.
Intrinsische Motivation und agiles Arbeiten gehen Hand in Hand.
Durch die Faktoren Autonomy, Mastery und Purpose löst man intrinsische Motivation aus.
Die Bedeutung von intrinsischer Motivation im agilen Arbeiten werde ich nun ganz bewusst nicht aufarbeiten – dazu wünsche ich mir, dass ihr euch jetzt selbst einmal Gedanken macht. Hinterlasst mir gerne ein Kommentar im Blog dazu!
(Spoiler: Die Frage lautet, wie agiles Arbeiten an komplexen Problemen ohne intrinsische Motivation aussieht.)
Autonomy, Mastery & Purpose in der Retro
Wie man die Retro durchführt, ist schnell erklärt:
- Einstiegsfrage: Was motiviert dich in deiner Arbeit? Schafft ein gemeinsames Gefühl für die verschiedenen Dinge, die euch motivieren. Schaut auf die Ergebnisse und prüft, ob ihr Muster oder Trends erkennt. Eine erste Diskussion kommt so schnell in Gang.
- Betrachtet, im zweiten Schritt, die Ereignisse, Umstände oder auch konkreten Handlungen, die das Team in den Facetten Autonomy, Mastery und Purpose positiv oder negativ (siehe Liste in der Mitte) bewertet haben.
- Identifiziert im dritten Schritt die Aktionen, mit denen das Team experimentieren kann, um Autonomy, Mastery und Purpose zu verbessern.
- Last but not least: Bewerte die Retro. Überprüfe das Retro-Format mittels ROTI-Skala und passe die Retro ggf. an. Denn Retros sollten auch einer kontinuierlichen Verbesserung unterzogen werden.
Das Template habe ich übrigens bei Chris Stone gefunden, der bereits mit seinem Vortrag 50 Shades of Retrospective zu Gast bei der AgilUFRA war.
Autonomy – Mastery – Purpose Retro
Die Stärke dieses Retroformats ist der tiefgreifende gemeinschaftliche Austausch. Was ich damit meine, lasse ich euch von einem erfahrenem Agile-Coach aus meinem Netzwerk, Marco Opara, erklären:
In der Sektion Autonomy diskutiert man automatisch das Thema Ownership, Verantwortung und die damit verbundenen Herausforderungen. Gleichzeitig streift man dabei auch die Grenzen des Systems und lernt dabei auch, was beeinflussbar ist, sein sollte und was nicht (Circle of Influence). Es ermöglicht also, die Grenzen der Autonomy innerhalb eines Systems und miteinander für das eigene Team zu definieren. In der Sektion Mastery werden die Interaktion zwischen den verschiedenen crossfunktionalen Teammitgliedern ergründet. Dabei werden auch mögliche Synergien entdeckt. Die Mitglieder kommen in einen wertschätzenden Dialog à la: ,Wenn du dieses oder jenes tust, befähigst du mich und vice versa.´ In der Sektion Purpose können die Teammitglieder ihre Vorstellung mit der des Teams & Produktes abgleichen als auch kritisch hinterfragen. Dabei werden Fragen aufgeworfen wie:
– Was empfinde ich als sinnstiftend?
– Wie denken meine Peers darüber?
– Und wie passt das alles zu uns als Team und zu dem Produkt, das wir gemeinsam entwickeln?
Ich hoffe, dieses Retroformat ist für euch hilfreich. Welche Vorteile seht ihr? Oder habt ihr sie schon einmal verwendet und könnt von euren Erfahrungen berichten?
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