Team Topologies: Teamgröße – Dunbars Number

Team Topologies: Teamgrößen – Dunbars Number

Avatar von Helen Sedlmeier

In dem ersten Artikel der Serie habe ich erklärt, welche Teamtypen und Interaktionsmuster es in Team Topologies gibt. In diesem Artikel möchte ich auf die vorgeschlagenen Findings zu Teamgrößen eingehen.

Anthropologe: Dunbars Forschung

Der britische Anthropologe Robin Dunbar hat in den 90er Jahren zur Gehirngröße und der durchschnittlichen Größe sozialer Gruppen geforscht. Dabei hat er die sogenannte „Dunbars Number“ geprägt.

Dunbars Number ist ein Vorschlag für die kognitive Grenze der Anzahl der Personen, mit denen man stabile soziale Beziehungen aufrechterhalten kann. Stabile Beziehungen bedeutet in diesem Kontext, dass man weiß, wer jede Person ist und wie jede Person zu jeder anderen Person in Beziehung steht. Die Dunbars Number liegt zwischen 100 und 250 Personen, wobei häufig ein allgemeiner Wert von 150 verwendet wird.

Schlussfolgerung für Teamgröße

Im Rahmen von skalierten agilen Frameworks wird diese Forschung genutzt, um Teamgrößen und soziale Gebilde zu formen. Dabei war das Spotify-Modell führend. Anknüpfend daran nutzt auch Team Topologies diese Idee.

Die anthropologische Forschung zeigt also, dass die Art und Tiefe der Beziehung, die wir zu anderen Menschen haben können, klare Grenzen hat:

  • Etwa fünf Personen: Das ist die Grenze der Menschen, mit denen man enge persönliche Beziehungen und ein Arbeitsgedächtnis haben kann.
  • Etwa fünfzehn Personen: Das ist die Grenze der Menschen, zu denen wir tiefes Vertrauen empfinden können.
  • Etwa fünfzig Menschen: Das ist die Grenze der Menschen, zu denen wir gegenseitiges Vertrauen haben können.
  • Etwa 150 Personen: Das ist die Grenze der Personen, an deren Fähigkeiten wir uns erinnern können.

Diese Gruppengrößen sollten also bei der Organisationsstruktur (Team, Tribes, Value Streams, Business Units) beachtet werden, um Vertrauen zu fördern. Denn je größer die Gruppe ist, desto geringer ist das Vertrauenslevel.

Mehr Vertrauen steigert das Verantwortlichkeitsgefühl, verbessert die Kommunikation und letztlich das Ergebnis. Deshalb sollen Teams stabil und klein bleiben, um das Vertrauen zwischen den Menschen in einem Team zu maximieren.

Team Topologies


Noch mehr Vertrauen mit Team APIs

Um die Klarheit und Transparenz der Ziele der Teams zu verbessern, schlägt Team Topologies vor, für jedes Team ein „Team-API“ zu definieren. Dazu gibt es eine Vorlage, um Teams dabei zu helfen, über ihr Team API nachzudenken. 

Dieses Team API soll Interteam-Vertrauen stärken, denn es minimiert falsche Erwartungen – da Verantwortlichkeiten geklärt sind. Die Teams können sich selbstständig durch die Team APIs navigieren. Dies minimiert fehlgeleitete Kommunikation, Missverständnisse und reduziert damit insgesamt das Frustrationslevel.

Das Team API umfasst Endpoints, Bibliotheken, Clients, etc., die vom Team erstellt werden, als auch Hinweise rund um Versionierung und Dokumentation. Für eine reibungslose Kontaktaufnahme werden auch die bevorzugten Kommunikationsweisen im Team API geschildert.

Weitere vertrauensbildende Maßnahmen

Zudem integriert Team Topologies weitere Learnings, um eine Teameffektivität zu erzielen, die mittels Vertrauen gewährleistet wird.

Individual-Bonis und Lob für einzelne Personen sollen vermieden werden, stattdessen soll das gesamte Team belohnt werden. Weiterhin sollen Teammitglieder in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Bedürfnisse hinter die des Teams zu stellen, um so eine teamorientierte Denkweise zu etablieren. Denn wer im Team ist, ist weniger wichtig als die Teamdynamik, die sich ergibt.

So geht also die Anthropologen-Forschung in die Softwareentwicklung ein und führt dazu, dass die Teamgrößen gehirngerechter und vertrauensvoller werden. 

Quelle

Matthew Skelton, Manuel Pais; Team Topologies

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