Meetup-Interview: Stabile, lieferfähige Teams in unruhigen Zeiten

Meetup-Interview: Stabile, lieferfähige Teams in unruhigen Zeiten

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Am 21. April 2020 findet das Remote Agile Lean Coffee der Agile UserGroup Unterfranken statt; es trägt den Titel „Stabile, lieferfähige Teams in unruhigen Zeiten – Austausch auf Augenhöhe„. Doch was genau ist der Antrieb, was sind die Themen, die dahinter stehen?

Wir haben mit Maris, dem Host des Meetups, gesprochen. Er steht uns Rede und Antwort und gibt dabei einen sehr persönlichen Einblick in seine Erfahrungen mit der Remote-Situation.

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Maris, wieso habt ihr das Thema „Stabile, lieferfähige Teams in unruhigen Zeiten“ für euer Meetup gewählt?

Maris Klein: Wir sind durch die aktuelle Situation in eine Remote-Arbeitssituation gerutscht. Viele fanden den Gedanken an das Homeoffice toll oder haben Ratschläge gegeben, wie man es dennoch schaffen kann. Nach dem Motto: „So schlimm ist es jetzt auch nicht, das wird schon.“ Nun sind aber geschlagene vier Wochen vorbei und wir wollen es nach der ersten Phase noch einmal genauer besprechen.

Für mich kann ich sagen: Mir fehlt einfach der Mensch an sich.

Maris

Es wird in vielen Firmen vom Management verlangt, dass das Team nach wie vor 100 Prozent leistet. Aber man muss sich auch fragen, ob das aktuell für das Team möglich ist. Hat das Team die Umstellung auf 100 Prozent Remote-Arbeit geschafft? Gab es Veränderungen, weshalb ein 100-prozentiger Einsatz nicht mehr möglich ist? Wie kann man diesen Veränderungen eventuell entgegenwirken? An der Stelle ist auch der zeitliche Faktor wichtig: Arbeitet das Team gerade schneller oder langsamer? All das sind Dinge die man besprechen und berücksichtigen sollte, um einen hundertprozentigen Einsatz wieder zu ermöglichen.

Man darf auch nicht unterschätzen, dass das Team vorher „zusammen in seinem Nest“ – also im Office – gearbeitet hat und es gewohnt war, von dort aus zu liefern. Vor allem der Aspekt „im Team“. 

Maris Klein

Maris Klein

Maris ist Product Owner und Consultant für die Mayflower GmbH. Seine Herz schlägt für das Themengebiet Agilität und die Organisation von Meetups und Konferenzen.

Wie ist das jetzt? In Team-Besprechungen oder beim Teamwork gibt es durch beschränkte Möglichkeiten strenge Regeln: Es darf nur einer reden, man muss sich wegen Nebengeräuschen ständig muten, wenn man etwas beitragen möchte wieder unmuten und so weiter. Da findet kein aktiver Austausch statt. 

Also ich kann sagen: mir fehlt einfach der Mensch an sich. Mein Team ist aktuell nur noch ein Bildschirm. Die Stimme klingt auch anders bzw. nehme ich sie anders wahr. Das vermisse ich schon und es beeinträchtigt natürlich die Arbeit im Team, das ist ein wichtiges Thema. Irgendwie arbeitet man jetzt doch für sich alleine, einfach weil eine räumliche Trennung das mit sich bringt. Man arbeitet zwar weiterhin im Team, aber irgendwie fühlt es sich anders an. Wie geht es weiter?

Darüber möchte ich mich in dem Meetup austauschen und weitere Meinungen hören. 

Hast du schon erste Verbesserungs-Tipps zur dargestellten Problematik?

Maris: Erster klarer Tipp von mir: Mehr reden. Es hilft schon, regelmäßig kleine 1&1-Gespräche zu haben, in denen man sich austauschen kann. Oder auch mal größere Gesprächsrunden, dann eher zum Kaffee trinken, wo auf die oben erwähnten Regeln verzichtet werden kann und einfach mal gebabbelt wird. Sozusagen „das Menschliche aufholen“, ansonsten fehlt das Zwischenmenschliche zu sehr. Wenn man das nicht macht, trifft man sich sonst nur noch für das Geschäftliche und das meist mit einer knappen Timebox. Um aber sicherzugehen, dass es seinem Team weiterhin gut geht, sind diese Gespräche außerhalb sehr wichtig. Gerne auch im Zufallsmodus – man muss ja nicht immer wissen „wen man gleich an der Kaffeemaschine oder am Kickertisch trifft“.

Ich habe aber noch einen Tipp für Teams. Die Teamkollegen sind ja privat nicht immer identisch. Vielleicht hat ein Teammitglied kleine Kinder oder jemand arbeitet vom Wohnzimmer aus, weil kein eigenes Büro in der Wohnung möglich ist. Ich bin selbst in so einer Situation und habe mir am Anfang ständig Sorgen gemacht, ob das jetzt die Kollegen stört oder ob man die Nebengeräusche stark wahrnimmt. Das ist nicht nur unangenehm, sondern beeinträchtigt auch bei der Arbeit. Ich kann hier nur als Tipp geben: Wenn um dich herum Chaos ist, weil deine Umstände einfach so sind, mach einfach weiter. Es bringt nichts sich ständig Sorgen zu machen oder sich daran zu erinnern, dass es nicht ideal ist. Deine Privatsphäre wird gerade situationsbedingt geteilt, dann ist es eben so wie es ist. Mittlerweile sage und denke ich: „Ihr guckt in mein Wohnzimmer, also dann erlebt ihr auch mein Wohnzimmer“.

Ihr guckt in mein Wohnzimmer, also dann erlebt ihr auch mein Wohnzimmer.

Maris

Was mir auch geholfen hat, war zusätzlich zum Daily der kurze Check-out.Termin mit meinem Team am Nachmittag. Wir haben uns auf eine Zeit geeinigt und treffen uns da kurz ohne groß über das Geschäft zu reden. Einfach ein „Wie war dein Tag? Wie geht es dir?“. Das tut zum Tagesabschluss wirklich gut und lässt einen mit einem schönen Gefühl in den Feierabend gehen. 

Ansonsten kann ich nur noch raten, eventuell auch mal andere Arbeits-Tools auszuprobieren. In dieser Situation sind wir eventuell durch unsere bisher verwendeten Tools eingeschränkt oder stellen fest, dass etwas fehlt. Wir überlegen beispielsweise aktuell, ob wir eine gemeinsame Mindmap verwenden wollen. Das wäre etwas anderes, etwas wo man verschieben, frei malen und auch denken kann. Oft sind es ja die kleinen Dinge, die helfen.   

Persönliche Einschätzung: Wo siehst du im Team/in der Firma am meisten Handlungsbedarf? 

Meine Produktivität ist aktuell nicht so, wie ich sie mir wünsche … das macht mich unzufrieden und unglücklich.

Maris

Maris: Ich persönlich kann sagen, dass meine Produktivität aktuell nicht so ist, wie ich sie mir wünsche. Das macht mich unzufrieden und unglücklich. Mir fehlen die Leitlinien bzw. -planken, aber hier sind wir schon dran. Damit die Produktivität trotz räumlicher Trennung besser wird, wollen wir gemeinsam an Dingen arbeiten. Und auch mal ohne feste Regeln den Chat oder die Rooms nutzen. Dadurch kann – ähnlich wie im Büro – ein Gefühl von kreativer und chaotischer Zusammenarbeit entstehen.  

Ansonsten wäre ein „nice to have“ in der Firma auch in der jetzigen Situation kleine Dinge gemeinsam zu feiern. Wenn jemand zu Bürozeiten Geburtstag hat oder die Probezeit bestanden hat, nimmt man sich auch die Zeit für eine kleine Celebration. Das wäre remote auch schön. Vielleicht auch einfach wieder nur gegen „das Menschen vermissen“. 

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