#UniteForClimate: Interview mit Max Berghoff zum Klimastreik

#UniteForClimate: Interview mit Max Berghoff zum Klimastreik

Avatar von Robert Lippert

Am 20. September ist weltweit zum Klimastreik aufgerufen – in Anlehnung an die von Greta Thunberg inspirierten Fridays for Future, die ja unter anderem von über 27.000 Wissenschaftlern global unterstützt werden, wird hier der Rahmen für ein gemeinsames Engagement zum Klimaschutz noch weiter aufgemacht. Auch Mayflower beteiligt sich, indem wir unsere Mitarbeiter*innen an unseren Standorten dazu ermutigen, sich an dem Tag gemeinsam den Demonstrationen anzuschließen und sich für einen positiven Wandel stark zu machen.

Intern koordiniert Maximilian Berghoff (@ElectricMaxxx) unsere Anstrengungen – Max hat bereits vor einiger Zeit die Developers for Future gegründet und setzt sich dort für einen Beitrag von Softwareentwicklung zur Minderung oder Verlangsamung des Klimawandels ein. Grund genug, ihn kurz vor dem Klimastreik zu einem Interview zu bitten.

Als Entwickler haben wir nachhaltig Einfluss auf die Energiebilanz unserer Anwendungen.

Max Berghoff, Developers for Future

Zum Einstieg – Du bist in den Developers For Future engagiert; welche Rolle spielen IT und speziell Softwareentwicklung für Dich beim Thema Klimawandel?

Maximilian Berghoff: (schmunzelt) Ich habe es ins Leben gerufen, gerade weil die Informations- und Kommunikationstechnik eine große Rolle spielt. Und insbesondere für mich sowohl bei den Problemen, als auch bei der Lösung. Das macht es so spannend.

In Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den anderen For-Future-Organisationen, wie seht ihr da eure gemeinsame Rolle? Was meinst Du, könnt Ihr gemeinsam erreichen?

Max: Wir sind als Developers For Future inzwischen gut mit den anderen Organisationen vernetzt, einem Teil von ihnen helfen wir auch bei ihren Webprojekten. Aber grundsätzlich ist alles sehr dezentral organisiert, was eine wirklich gemeinsame Kommunikation mitunter natürlich erschwert.

Es bilden sich hier und da Gruppen von Mitgliedern, die über Organisationsgrenzen hinweg etwas tun oder organisieren und bei keiner dieser Treffen kann man jetzt sagen, dass wir von allen einzelnen Organisationen dafür legitimiert wären. Immerhin: da der Rahmen und das gemeinsame Ziel doch sehr eng bestimmt sind, zieht letztlich doch jeder an einem Strang. Ein aktuelles Beispiel sind die Gruppen im Social-Media-Bereich, ebenfalls Zusammenschlüsse über Organisationsgrenzen hinweg, um Beiträge und Aktionen besser verbreiten zu können.

Wie unterstützt Developers for Future die Klimaschutz-Bewegung? 

Max: Developers for Future unterstützt die Bewegung im Grunde auf zwei Arten – nach innen möchten wir mit unserem Know-how dazu beitragen, dass die For-Future-Infrastruktur gut funktioniert und also als technischer Ansprechpartner zur Seite stehen. Nach außen möchten wir einfach das Verständnis für einen guten Umgang mit natürlichen Ressourcen unter Developern schärfen. Also: wie wir Code schreiben, welche Plattformen wir einsetzen, auf welche Dienstleister wir uns verlassen, das alles hat Einfluss auf den Engergieverbrauch unserer Software. Und damit letztlich eben Wirkung auf das Klima. Derzeit hat die IKT-Branche weltweit etwa zwei Prozent Einfluss auf die CO2-Emissionen. Klar, die Nutzung fossiler Energieträger macht immer noch den größten Hebel aus, aber wenn wir als Entwickler „unsere“ zwei Prozent in den Griff bekommen können, wäre das ein schöner erster Schritt. Hier können wir unseren Beitrag leisten.

Lass mich Dir zwei Beispiele nennen. Das fängt bei der Virtualisierung an, zum Beispiel ob Dein Shopsystem auf normalem Blech läuft, das für Peak-Zugriff auf Reserve in Betrieb gehalten wird, oder ob Du Dein System containerisiert dynamisch skalieren kannst und dadurch im Idle-Zustand Energie sparst. Daher sind ja die Lösungen wie Kubernetes so attraktiv – wenn man bewusst mit ihnen umgeht. Anderes Beispiel, schau Dir die Auslieferung von Webdaten an den Nutzer an. Es macht einen deutlichen Unterschied, ob ein Smartphone eine Seite bei jedem Aufruf komplett aufbauen muss, oder ob es reicht, nur Änderungen vom Client neu rendern zu lassen. Stichworte hier sind Single-Page-Applikationen, mit React oder was jeweils zum Anwendungsfall passt.

Ganz „nebenbei“ haben solche Best Practices auch für die Betreiber Vorteile, weil sie sich positiv auf die User Experience ihrer Anwender und das Suchmaschinenranking auswirken, wenn Seiten dadurch schneller ausgeliefert werden.

Am 20. September macht Euer Netzwerk das Thema ja nun noch einmal etwas weiter auf. Globaler Klimastreik (global #climatestrike) sind das Motto. Ist Verweigerung das richtige Mittel? Gerade in der IT ging es in den letzten Jahren doch eher um Zusammenarbeit auf Augenhöhe, um Transparenz und Eigenverantwortung als Team. Ist nicht vielleicht zu befürchten, dass die IT mit ihren lösungsorientierten Ansätzen unter den For-Future-Organisationen unter die Räder kommt; sich Euer Anliegen also im Mainstream verwässert?

Max: Von den Friday For Futures ist ja der einzige Ungehorsam aktuell nur das Schulschwänzen. Und auch wenn die Presse sich auf das Thema „Schwänzen“ konzentriert, möchte ich hervorheben, dass die Kids damit doch sehr viel erreicht haben. Sie haben ja nicht nur mich getriggert, sondern viele mehr zu aktivem Handeln bewegt.

Natürlich gibt es in unserem Umfeld noch weitere Gruppen wie die Extinction Rebellion und Ende Gelände. Da steckt sehr viel Potential und gute Absicht dahinter. Die Form der Vernetzung innerhalb der Extinction Rebellion scheint schon einmalig zu sein.

Was ich sagen möchte: Wenn der Punkt kommt, dass so wenig in der Politik passiert, kommen Zusammenschlüsse wie Extinction Rebellion oder Ende Gelände von allein, quasi als Antwort auf das System. Mit Augenhöhe ist es dann anfangs mitunter schwierig. Leider kommt es vor, dass Politiker Angebote von Gesprächsbereitschaft, dann doch zu eigenen Zwecken nutzen anstelle von zuzuhören. Klar ist aber,  das Thema sollte so breit wie möglich auf Augenhöhe beredet werden. Es bringt hier nichts wenn in Argumentationen einfach nur A auf B rum hackt. Klimawandel ist ein Thema, das uns alle angeht.

Kommen wir zurück zur Softwareentwicklung. Welchen Beitrag können Entwickler*innen Deiner Meinung nach leisten? Wo fange ich an, wenn ich mich engagieren möchte?

Max: Einen ziemlich großen. Natürlich sind Entwickler in erster Linie auch Bürger und somit Individuen, die durch ihr eigenes Verhalten eben diesen Einfluss geltend machen können.

Doch als Entwickler geht es eben weiter; ich habe die Hand auf dem Hosting oder kann entscheiden, wo meine App laufen soll. Hier müsste ich mir eigentlich nur mal den Stromanbieter des Rechenzentrums anschauen. Auch beim Cloud-Anbieter kann ich ansetzen – wer denkt schon darüber nach, dass Amazon noch rund 50 Prozent seines Stroms aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe gewinnt? Dazu kommen, wie eben schon angesprochen, weitere Themen, wie Ladezeiten, die Anzahl der vorgehaltenen Systeme, die nichts tun und vieles mehr.

Auf welchen großen Meilenstein freust Du dich aus der Development-Perspektive in Sachen Klimaschutz als nächstes?

Max: Zu allererst müssen wir gemeinsam die Politik zum vernünftigen Handeln bewegen. Danach würde ich gerne ein wenig mehr auf der Schiene der Exploration arbeiten, an Themen also, die uns Entwicklern in Hinsicht Gesamtenergieverbrauch zu einer nachhaltigen Programmierung führen. Auf dem Bereich haben Kollegen bei ClimateAction.tech schon interessante Vorarbeit geleistet. So gibt es ein sustainable Manifest und an einer Lösung zur groben Klassifizierung von Domains wird ebenfalls gearbeitet. Dazu treten wir immer mehr in Kommunikation mit Wissenschaftlern, um das Thema von der wissenschaftlichen Seite aufzuarbeiten. Ich konnte erst letztens eine Frage vom Hamburger Scientist for Future Steffan Kruijer weiter an unseren JavaScript-Experten Lenz Weber (@phry) weiterleiten und so umfassend beantworten. Diese Gespräche möchte ich weiter gerne in Form von Podiumsdiskussionen oder Artikeln öffentlich machen.

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