Soft Skills von Agilisten

Avatar von Michael May

Soft Skills – oder soziale Kompetenzen – sind im beruflichen Umfeld unabdingbar. Doch was meint man eigentlich, wenn man über Soft Skills redet? Welche Kompetenzen werden dringend benötigt, und wie spielen sie einer Agilen Rolle in einem Team in die Hände?

Zwei unserer Scrum Master – Michael und Rainer – hatten mit Mario, einem unserer Product Owner, ein Kaffeegespräch, in dem es genau um dieses Thema ging.

Wir möchten euch an diesen Überlegungen teilhaben lassen – nicht zuletzt, weil uns eure Meinung interessiert.

Soft Skills von Agilisten – das Kaffeegespräch

Michael: Soft Skills werden im Arbeitsleben immer wichtiger. Sie waren genau genommen schon immer sehr wichtig, aber geraten jetzt eher in den Fokus – und das gilt natürlich auch im agilen Arbeitsumfeld. Die Frage ist: Welche dieser Skills sind für agile Tätigkeiten besonders wichtig und warum?

Aus diesem Grund spreche ich heute mit Mario und Rainer: Mario als Product Owner, der sehr viel mit Stakeholdern zu tun hat und viele Interessen unter einen Hut bringen muss, und Rainer, der als Scrum Master – also Servant Leader – tätig ist. Was versteht ihr jeweils unter Soft Skills? Und ist das für euch die richtige Bezeichnung dafür?

Rainer: Ich würde damit anfangen, dass es – wenn es Soft Skills gibt – auch Hard Skills gibt. Das sind die Qualifikationen, die ich nachweislich erworben habe: Ich habe ein Studium abgeschlossen, kann eine bestimmte Maschine bedienen, beherrsche eine Fremdsprache und so weiter.

Der Bergriff Soft Skills ist für mich ein bisschen schwierig.

Soft Skills sind dagegen nicht so klar nachweisbare Fähigkeiten bzw. Eigenschaften, die ich in meiner Persönlichkeit mitbekommen oder mir erarbeitet habe.

Der Begriff Soft Skill ist für mich ein bisschen schwierig. Der impliziert: Na ja, das ist so weiches Zeug, das ist irgendwie nichts Handfestes. Soft Skills kann man irgendwie nicht sehen, nicht wirklich nachweisen, also sind sie auch nicht so wichtig.

Michael: Mario, wie siehst du das?

Mario: Soft Skills sind Fähigkeiten oder Eigenschaften, die ich entweder schon habe oder mir während meines beruflichen Werdegangs auch aneignen kann. Wobei das teilweise relativ schwierig ist, weil schon gerade die persönlichen Soft Skills sehr schwer erlernbar sind. Also da musst du schon deinen Typ an sich ändern: Wenn du ein sehr introvertierter Typ bist und auf einmal mit vielen Menschen reden musst, ist es schwierig, dich da zu ändern. Und von daher finde ich auch, dass Soft Skills ein komischer Begriff ist. Aber irgendetwas hat man gebraucht, um es zu betiteln.

Michael: Wie würdet ihr diese Fähigkeiten stattdessen bezeichnen?

Rainer: Da habe ich noch nicht drüber nachgedacht, aber für mich ist es auf jeden Fall eine Kompetenz, die ich habe. Vor allem soziale Kompetenz oder Beziehungskompetenz. Weil das für mich etwas Positives und auch wirklich Wertvolles ausdrückt.

Die Relevanz sozialer Kompetenzen

Michael: Okay, damit wären wir eigentlich schon mittendrin. Soziale Kompetenzen: Warum sind die denn wichtig in eurer täglichen Arbeit? Es geht ja nicht um Freundschaft auf Arbeit. Es geht nicht um Beziehungen. Es geht ja nur um Arbeit.

Man sollte sich auf unterschiedliche Menschen einlassen können – und auch mit ihnen umgehen können.

Mario: Ja, soziale Kompetenz: Du hast als Product Owner sehr viel mit verschiedenen Menschen zu tun, also mit Stakeholdern, auch mit höherem Management, die alle unterschiedlich ticken. Und da solltest du auf jeden Fall mit umgehen können. Und du solltest dich auch auf Menschen einlassen können. Ich meine, du kannst andere nicht jedes Mal vor den Kopf stoßen, nur weil sie dir nicht passen.

Rainer: Ja, wir sind auf Arbeit hier, das stimmt. Aber wir arbeiten mit Menschen zusammen. Und wenn ich mit Menschen zusammenarbeite, dann ist es ein sehr großes Gut, wenn ich mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten gut klarkommen kann. Und das kann ich vor allem dann, wenn ich mir eine bestimmte Beziehungskompetenz aufgebaut habe.

Das heißt: Ich kann mit Menschen in Beziehung treten und das auch professionell. Es geht dabei um Augenhöhe. Ob es jetzt das Management ist – wie es Mario angesprochen hat – oder einfach mein Entwicklerkollege oder ein Product Owner: Ich kann mit allen auf Augenhöhe sprechen und in Beziehung gehen. Und je reibungsloser und konfliktfreier ich das kann, desto erfolgreicher und effektiver wird auch meine Arbeit sein.

Beziehungsarbeit und Beziehung auf Arbeit

Michael: Bevor wir jetzt auf einzelne Skills eingehen, würde ich gern nochmal ganz kurz darüber reden, was du, Rainer, angesprochen hast: Warum ist Beziehungsarbeit und Beziehung auf Arbeit wichtig?

Rainer: Ich nehme mal ein Beispiel: In meinem Team habe ich viele unterschiedliche Menschen, mit denen ich gut klar kommen muss. Jetzt kann es sein, dass ich da einen Entwickler habe, der zwar ein absoluter Crack ist in dem was er tut, aber nicht teamfähig. Das heißt, er ist nicht in der Lage, mit diesem Team zu arbeiten, sich darauf einzustellen und für dieses Team da zu sein. Das wird auf Dauer das Team bremsen: Es wird Unruhe stiften, es wird Unmut geben, Konflikte, Reibereien. Und das hält das Team dabei auf, vernünftig zu arbeiten, in einen Flow zu kommen und auch ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.

Wenn ich nun diesen Entwickler coache, es aber trotz intensiver Arbeit nicht besser wird, weil wichtige soziale Kompetenzen fehlen, dann ist es wohl besser, wenn ich diesen zweifelsohne guten Entwickler, aber sehr schlechten Teamplayer, aus diesem Team rausnehme.

Für bestimmte Aufgaben – deswegen hast du es ja auch angesprochen – ist diese Beziehungsfähigkeit besonders wichtig. Zum Beispiel für meinen und auch Marios Job, weil wir einfach mit vielen verschiedenen Menschen umgehen müssen. Es ist unsere Aufgabe, gut mit unterschiedlichsten Charakteren zurecht zu kommen.

Michael: Okay. Da sind wir eigentlich dann mittendrin bei dem Thema: Welche Skills oder welche sozialen Kompetenzen sind aus eurer Sicht besonders wichtig? Wir hatten hier schon mal das Thema Beziehungsfähigkeit … Was sind denn noch Kompetenzen, bei denen ihr sagt: „Das brauche ich jeden Tag in der Arbeit, das ist für mich wichtig”?

Mario: Menschenkenntnis. Ich muss wissen, wie ich mit den unterschiedlichsten Personen spreche. Ich kann zum Beispiel einen C-Level-Manager vor mir haben, der nie Zeit hat, der einfach nur relativ schnell seine Anliegen loswerden will und mir diese auf den Tisch knallt. Mit dem muss ich natürlich anders sprechen, als wenn ich einen Support-Mitarbeiter vor mir habe. Der sich anders ausdrückt und sich wesentlich mehr Zeit nimmt, vielleicht sogar schon drüber nachgedacht hat.

Rainer: Und, dass es natürlich auch unterschiedlichste Typen von Managern gibt. Die muss man nehmen können, wie sie sind; ohne sie verurteilen: „Der schon wieder oder die schon wieder.“ Dann kommst du nicht so gut in Kontakt, wenn du von vornherein eine Blockade in dir trägst. Das hat was mit Akzeptanz für mich zu tun. Also ich akzeptiere erstmal die Menschen und auch die Umstände so, wie sie sind.

Selbstreflektion

Michael: Du hast gerade von einer inneren Blockade gesprochen: Da bin ich relativ schnell bei einem anderen Thema: Innere Klarheit, Selbstreflektion. Wie würdet ihr denn das sehen? Wie wichtig ist es, zu wissen, was einen triggert?

Rainer: In meiner Arbeit als Scrum Master hat es eine sehr große Bedeutung. Ich bin dort in einer Führungsposition. Für mich als Führungskraft ist es besonders wichtig, eine gute Selbstführung zu haben. Selbstführung heißt für mich: Ich kenne mich. Ich weiß, wie ich ticke. Ich weiß, was ich brauche. Ich weiß vielleicht auch, wo meine eigenen Haken sind und habe so manche Runden mit mir gedreht und habe geschaut: Wie ‚funktioniere‘ ich denn eigentlich? Und bin deshalb in der Lage, das in meinem täglichen Leben zu steuern, also mich selbst zu führen. Und wenn ich mich selbst führen kann, dann strahlt das auch auf meine Umgebung aus. Einmal als Vorbild und zum anderen auch mit dem, was ich mit mir und über mich gelernt habe. Daraus kann ich Impulse geben.

Michael: Wenn ich höre Selbstführung bin ich auch sehr schnell beim Thema Selbstfürsorge. Gehe ich da einen Schritt zu weit? Oder seht ihr das auch als wichtig an? Und wenn ja, warum?

Mario: Man sollte sehr stark selbst auf sich achten. Das gehört zwingend dazu. Aber das hat jetzt meiner Meinung nach auch nicht nur etwas mit einem Product Owner oder Scrum Master zu tun, sondern das ist glaube ich ein allgemeiner Soft Skill, den jeder für sich haben sollte, als Selbstschutz quasi.

Selbstfürsorge ist etwas, was jeder Mensch braucht – und ich sehe es als meine Aufgabe, meine Kollegen darin zu unterstützen, dass sie für sich selbst sorgen können.

Rainer: Da stimme ich zu. Selbstfürsorge ist etwas, was jeder Mensch braucht. Und ich sehe es auch als meine Aufgabe, Leute darin zu unterstützen, dass sie selbst für sich sorgen können. Nur wenn Sie das können, dann können Sie auch langfristig ihre Arbeitsleistung bringen.

Wenn sich jemand ständig überfordert und zu viel tut, dann wird das die Person nicht langfristig aushalten. Möglicherweise wird sie krank werden, länger ausfallen. Und das möchte ich sehr gerne vermeiden. Nicht nur, weil sie dann ihre Arbeit nicht mehr tun können, sondern, weil es mir um das Wohlergehen meiner Kolleg*innen geht.

Achtet auf hilflose Helfer

Michael: Gibt es aus eurer Sicht einen Zusammenhang zwischen Sorge um sich und Sorge um andere? Also wenn ich selber auf mich nicht achte, achte ich vielleicht auch auf andere weniger oder glaubt ihr, das kann man trennen und es hängt nicht so stark zusammen?

Rainer: Ich finde die Trennung schwierig, weil ich glaube, was ich in mir trage, das zeigt sich auch im Außen. Ich habe vorhin schon gesagt: Ich bin Vorbild für meine Kolleginnen und Kollegen. Mein Verhalten – das, was ich tue und das, was ich nicht tue – färbt ab. Damit setze ich einen gewissen Standard, gerade wenn ich die Führungsperson bin. Ich sage damit: „Das ist richtig so.”

Und dann denke ich noch an die sogenannten hilflosen Helfer. Die immer schauen, dass sie den anderen um sich herum möglichst Gutes tun: „Du bekommst alles von mir, was du brauchst und ich achte immer auf dich“. Das ist für mich auch kein gesunder Weg, weil der hilflose Helfer die Fürsorge für sich selbst vergisst und dann überfordert und ausgelaugt ist.

Michael: Ich würde ganz gerne mal auf eine sehr klassische soziale Kompetenz gehen und mal darüber reden, welche Rolle die in eurem Arbeitsleben spielt. Und zwar das Thema Geduld.

Wenn es häufig Zeitdruck gibt, ist Geduld eine wichtige Tugend.

Mario: Geduld ist gerade in meinem Job sehr wichtig: Es gibt häufig Zeitdruck, der von oben reinkommt oder von irgendwo anders. Und da ist es wichtig, dann diesem Zeitdruck nicht nachzugeben, sondern erst einmal Ruhe zu bewahren.

Rainer: Ich finde Geduld auch extrem wichtig. Soziale Prozesse brauchen ihre Zeit, wie andere Prozesse auch. Und ich muss diesen Prozessen auch diese Zeit geben und nicht alles übers Knie brechen. Meine Erfahrung ist: Das wird nicht funktionieren. Da werden dann hinterher irgendwelche Probleme auftauchen, die ich im Vorhinein nicht bedacht habe.

Ich habe, als ich noch jünger war, auch immer wieder versucht, alles Mögliche zu kontrollieren: „Das muss doch funktionieren und schneller und zack und weiter!“ Das hat mir nichts geholfen und ich habe im Laufe meines Lebens gemerkt: Die Dinge brauchen ihre eigene Zeit.

Haltung

Michael: Danke schön. Ein großes Thema im Bereich der agilen Community ist immer wieder das Thema Haltung. Ist Haltung für euch eine soziale Kompetenz?

Rainer: Da könnten wir jetzt stundenlang darüber philosophieren, glaube ich, was Haltung ist und was das für Auswirkungen hat. Ich glaube, unterschiedliche Leute verstehen darunter unterschiedliche Dinge. Ich könnte höchstens sagen, was es für mich bedeutet. Aber ich möchte da keine allgemeingültige Definition vergeben. Das wird, glaube ich, nicht funktionieren. Oder wie siehst du das, Mario?

Mario: Ja, ähnlich: Mir fällt es auch schwer, da ein allgemeingültiges Bild hinzustellen, weil jeder für sich seine eigene Haltung hat. Und jeder definiert für sich anders. Und der erwartet es dann auch entsprechend von den anderen anders. Nein, ein allgemeingültiges Bild kann ich da nicht wiedergeben …

Man muss mit Unsicherheit umgehen können, Vertrauen haben.

Rainer: Wenn ich bei der Bundeswehr über Haltung spreche, dann ist das etwas ganz Anderes, als ich zum Beispiel Haltung verstehen würde. Aber ich denke schon, dass eine bestimmte Haltung hilfreich ist, um im agilen Kontext erfolgreich zu sein. Wenn wir Haltung als innere Haltung oder Geisteshaltung verstehen. Das ist für mich ein Sammelsurium von verschiedenen Dingen.

Zum Beispiel: Dass ich so viel innere Festigkeit habe, dass ich mit Unsicherheit umgehen kann. Dass ich Vertrauen habe in die Dinge und dass es ein Ergebnis geben wird. Vielleicht noch nicht jetzt oder nächste Woche oder in drei Wochen. Weil ich jetzt das alles noch nicht überblicken kann und noch nicht genug weiß. Ich kann also mit Unsicherheit umgehen und Vertrauen haben. Vielleicht auch ein Maß an Akzeptanz, dass ich die Dinge erst mal so nehme, wie sie sind, und sie nicht gleich kontrollieren und irgendwie beeinflussen möchte.

Michael: Das klingt so ein bisschen danach, als ob innere Haltung auch viele Soft Skills bereits beinhaltet?

Rainer: Ja. Innere Haltung ist – wie gesagt – ein Sammelsurium von verschiedenen Eigenschaften oder auch Glaubenssätzen. Wie ich selber dem Leben gegenüber orientiert bin. Wenn ich ein großes Bedürfnis nach Sicherheit habe, dann komme ich mit Unsicherheit auch nicht gut zurecht und will steuernd eingreifen. Ich will immer wissen, was morgen ist. In einem agilen Kontext geht das halt nicht.

Ein bisschen Spaß muss sein

Michael: Was ich spannend finde bei all den Dingen über die wir gerade sprechen: Wir kommen immer wieder auf Sachen wie Selbstreflektion, Menschenkenntnis, Klarheit. Also diese Sachen wirken für mich alle sehr vernetzt untereinander. Es ist keine Checkliste, die voneinander – wie heißt es immer so schön – unabhängig ist, sondern die Dinge haben gewisse Abhängigkeiten zueinander. So wirkt es gerade auf mich: Dass es eher ein Netz an Kompetenzen ist und weniger eine lose Sammlung, die so im Raum schwebt, sondern die Dinge unterstützen sich gegenseitig. Welche Rolle spielt denn für euch Humor auf der Arbeit?

Mario: Wer keinen Spaß bei der Arbeit hat, der ist halt einfach nur griesgrämig und zieht die anderen mit runter. Und das finde ich nicht gut. Man sollte ein gewisses Maß an Humor mitbringen und nicht gleich bei jedem kleinen Spruch eingeschnappt sein.

Acht Stunden lang nur sachlich miteinander reden? Wie anstrengend …

Rainer: Ja, Humor hat ein paar Funktionen: Humor kann einfach zur Leichtigkeit beitragen. Ich finde Leichtigkeit etwas sehr Wertvolles im Miteinander. Dass wir auch einfach mal witzeln oder Spaß haben. Das hilft auch der Beziehung – die kann Humor sehr fördern. Man muss halt schauen, dass man einen ähnlichen Humor hat und dass man nicht jemanden damit vor den Kopf stößt. Aber das ist dann auch wieder eine Möglichkeit in den Kontakt zu kommen. Zu sagen: „Okay, das irritiert dich jetzt. Aha, so tickst du.“ Dadurch lerne ich Menschen auch näher kennen.

Michael: Da gibt es ja auch diesen schönen Spruch: „Nimm das Leben nicht so schwer, du kommst hier nicht lebend raus.“

Mario: Ja, also Humor sollte auf jeden Fall auf der Arbeit vorhanden sein. Ganz ehrlich: Du hast doch auch keinen Spaß bei der Arbeit, wenn du in einem Büro hockst, wo sich die Leute acht Stunden lang anschweigen. Da fällt halt ab und zu mal ein dummer Spruch, dann wird gelacht, dann ist doch alles viel lockerer.

Rainer: Wie anstrengend, wenn ich acht Stunden lang nur sachlich mit jemandem reden muss.

Transparenz und Ehrlichkeit

Michael: Nachdem wir schon ein bisschen gesprochen haben: Gibt es Dinge, die wir noch gar nicht angerissen haben – im Bereich Sozialkompetenz – wo ihr sagt: „Das wäre aber noch sehr wichtig“?

Mario: Ja: Transparenz, Ehrlichkeit.

Wenn du weißt: „Okay, Mist, wir schaffen es nicht, die Dinge rechtzeitig zu entwickeln.“ Dann sage ich das, anstatt dann halt so ewig rumzudrucksen und dann kommt das Datum immer näher und es wird ja nur immer schlimmer dadurch. Deswegen gleich, sobald du merkst: „Ups, da gibt es Verzögerungen.“ Sag es den betroffenen Menschen und alles ist gut. Also so sind meine Erfahrungen. Es reißt dir keiner deswegen den Kopf ab, aber wenn du halt ewig damit im Verborgenen bleibst, dann wird es schlimm.

Rainer: Das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Wir haben mit unserem Kunden ein sehr gutes Verhältnis und was wir immer wieder auch gespiegelt bekommen, ist, dass sie unsere Aufrichtigkeit schätzen. Also diese Ehrlichkeit, dass wir ihnen die Dinge so sagen, wie sie sind. Und wenn es halt mal eine unangenehme Nachricht ist, dann kriegen sie die von uns. Also nicht irgendetwas beschönigen oder auf die lange Bank schieben. Das ist vertrauensstiftend, und Vertrauen – das ist vorhin schon mal angeklungen – ist auch ein sehr, sehr wichtiger Part, eine sehr wichtige Kompetenz: Vertrauen zu haben und auch Vertrauen zu schenken.

Mario: Oder auch wenn man einen Fehler gemacht hat, dann gib es zeitnah zu und versuche es nicht irgendwie unter den Teppich zu kehren. Als ich relativ frisch im Job war, hab ich eine E-Mail rausgeschickt, dummerweise an den falschen Verteiler. Da haben dann Kollegen Dinge erfahren, die sie nicht hätten erfahren sollen. Dann hab ich halt auch direkt gesagt: „Sorry, ich war es.“ Kommt ja mal vor.

Rainer: Und dein Kopf ist immer noch dran.

Mario: Ja.

Verantwortungsvoller Umgang mit Soft Skills

Michael: Danke schön. Letzter Punkt, bevor wir so ein bisschen zum Schluss kommen: Meiner Erfahrung nach kann man im Leben alles zum Guten oder zum Schlechten nutzen. Wenn ich viel Geld habe, kann ich es für gute Dinge einsetzen oder schlechte. Wenn ich intelligent bin, genauso. Wie schaut das denn mit sozialer Kompetenz aus?

Rainer: Eine ganz wichtige Frage. Da kommen wir wieder auf die Haltung zurück. Ich gebe mal ein Beispiel: Ich habe mich im Laufe meines Lebens mit vielen Methoden beschäftigt, u. a. NLP. Das ist eine Sammlung von Werkzeugen, wie ich mit Menschen effektiver umgehen kann.

Jetzt kommt es für mich auf die Haltung an, mit der ich dieses Werkzeug nutze: Wenn ich nur meine Ziele erreichen möchte und eher egoistisch unterwegs bin, dann kann ich diese Werkzeuge manipulativ benutzen. Das habe ich am eigenen Leib erlebt – ein sehr unangenehmes Gefühl. Wenn mir aber wichtig ist, mit Menschen gut zusammenzuarbeiten und gemeinsam Ergebnisse zu erzielen, dann sind diese Werkzeuge für mich hilfreich und sinnvoll. Das heißt: Meine Haltung bestimmt, ob ich meine sozialen Kompetenzen zum Vorteil oder Nachteil anderer einsetze.

Was sonst noch wichtig ist

Michael: Wir haben jetzt sehr viel besprochen. Ich weiß nicht, ob wir irgendetwas ganz Wichtiges vergessen haben. Selbst wenn, dann ist es so! Das akzeptieren wir. Fällt euch noch was ein, was ihr zu dem Thema noch mitteilen möchtet? Etwas wo ihr sagt: „Das liegt mir noch am Herzen.“

Mut und Haltung – Themen, die man nicht unterschätzen darf!

Rainer: Wenn wir über Haltung sprechen, ist die Frage: Wie sehe ich Menschen? Welches Bild habe ich von Menschen? Und ich glaube, dass im Grunde jeder Mensch dazu beitragen möchte, dass es den anderen Menschen gut geht – wir sind soziale Wesen. Nur wissen viele Menschen nicht, wie sie das erreichen können. Sie haben die passenden Strategien dafür nicht gelernt und möglicherweise ist das, was sie tun, nicht förderlich. Dann kann man sie dabei unterstützen, auf eine förderliche Art und Weise zu handeln.

Ich versuche immer, das Menschliche in jedem Menschen zu sehen und nicht Perfektion zu erwarten: „Ich glaube, dass du hilfreich sein möchtest, dass du etwas Sinnvolles tun möchtest.“ Aus dieser Haltung heraus versuche ich Menschen zu begegnen und meine Erfahrung ist: Das bringt sehr viel.

Michael: Mario, hast du noch was?

Mario: Ja, du solltest auch einfach offen für Neues sein, lernwillig sein.

Michael: Ich habe bei dem Thema „Offenheit“ auch den Impuls an Mut zu denken.

Mario: Ja, Mut für neue Dinge gehört sicherlich auch dazu. Ich meine, ich komme aus einem technischen Studium als Ingenieur und du lernst – an der FH oder an der Uni – teilweise echt uraltes Zeug, was draußen am Markt mehr als einmal überholt wurde. Und ja, du solltest dich dann auf jeden Fall nicht drauf verlassen: „Nein, so habe ich es gelernt, so funktioniert es.“ So wäre ich nie zu der agilen Produktentwicklung gekommen,.

Rainer: Mut ist nicht umsonst einer der fünf Werte in Scrum, weil es auch darum geht, Neues auszuprobieren, Dinge anzugehen und zu sagen: „Okay, das machen wir jetzt einfach mal, auch wenn wir noch nicht wissen, was passiert.“ Das ist im agilen Kontext sehr wertvoll, wenn ich mich etwas traue und mich auf ein Terrain begebe, das ich noch nicht kenne.

Soft Skills von Agilisten

In diesem kleinen Gespräch haben wir die Soft Skills besprochen, die wir bei Agilisten sehen. Wie sieht es bei euch aus – welche Soft Skills haltet ihr für unabdingbar? Welche Skills helfen euch in eurer täglichen Arbeit mit Stakeholdern und Teams?

Lasst uns gerne einen Kommentar da. Wir freuen uns auf den Austausch; und vielleicht haben wir ja auch etwas übersehen. Und wenn ihr beim Product Owner Camp seid, sprecht uns gerne an!

Avatar von Michael May

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Für das Handling unseres Newsletters nutzen wir den Dienst HubSpot. Mehr Informationen, insbesondere auch zu Deinem Widerrufsrecht, kannst Du jederzeit unserer Datenschutzerklärung entnehmen.