Der Ist-Architektur-Workshop

Ist-Architektur-Workshop

Avatar von Jürgen Lesny

Der Ist-Architektur-Workshop hilft dabei, ein gemeinsames Verständnis über die Architektur eines bereits vorhandenen Produkts aufzubauen. Und wie wichtig das ist, sollte uns allen klar sein, oder?

In den meisten Fällen wird die Dokumentation vor oder am Anfang der Implementierung erstellt und anschließend nicht mehr aktualisiert … oder sie fehlt ganz. Im schlimmsten Fall entspricht die vorhandene Architektur-Dokumentation kaum der umgesetzten Software und ist deshalb irreführend und potenziell schädlich. Hier setzt der Ist-Architektur-Workshop an.

In diesem Workshop kommen Schlüsselfiguren wie Technical Leads, Senior Entwickler oder IT-Architekten zusammen, um an einem gemeinsamen aktuellen Architekturbild zu arbeiten.

Der Ist-Architektur-Workshop

Oftmals wird der Workshop außerhalb des Kontexts einer normalen Bestandsaufnahme benötigt, beispielsweise im Rahmen einer Software-Modernisierung. Um eine gute Vergleichbarkeit mit möglichen neuen Architekturen zu gewährleisten, wird die vorhandene Dokumentation in einem Standardformat erstellt.

Orientiert man sich an dem Modell arc42, werden folgende Aspekte einer Architektur beleuchtet:

  • Kontextabgrenzung: Aufzeigen, welche Constraints es aus fachlicher oder technischer Sicht gibt.
  • Lösungsstrategie: Die Methoden, die die Architektur verfolgt.
  • Bausteinsicht: Die iterative Zerlegung des Systems in Komponenten bis hin zu dem gewünschten Detaillierungsgrad.
  • Laufzeitsicht: Das Verhalten der Komponenten zur Laufzeit.
  • Deployment-Sicht: Die Verteilung der Komponenten auf die technische Infrastruktur.
  • Crosscutting Concepts: Der einheitliche Umgang mit allgemeinen Methoden, die sich über mehrere Komponenten erstrecken.

Ablauf

Die Teilnehmer werden für jeden Punkt des Workshops in Gruppen aufgeteilt und erarbeiten schrittweise ihre eigene Dokumentation. Am Ende jedes Schritts präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse, die anschließend gemeinsam besprochen und mit den Ergebnissen der anderen Gruppen verknüpft werden.

Durch diesen strukturierten Ablauf wird gewährleistet, dass alle Teilnehmer aktiv beitragen und ein gemeinsames Verständnis entwickeln.

Es ist oft hilfreich, wenn die Teilnehmer zu Beginn des Workshops eine Übung in Form von Architectural Katas durchführen. Das hilft, die Prozedur anhand einfacher Beispiele zu erlernen, bevor sie das eigentliche Produkt bearbeiten.

Während des Workshops werden die Teilnehmer von einem agilen Coach und einem Architekt begleitet. Diese stehen bei Fragen zur Methodik oder zu ihrer Erfahrung zur Verfügung und helfen dabei, die aktuelle Architektur besser zu verstehen und zu dokumentieren.

Am Ende des Workshops erstellen die Teilnehmer eine detaillierte und aktuelle Architekurdokumentation der bestehenden Implementierung, die nach den arc42-Standards strukturiert ist. Diese kann dann als Benchmark-Basis für einen ATAM-Workshop verwendet werden, um andere Architekturen zu vergleichen.

Zukunftsorientierte Weiterentwicklung der IT-Architektur

Um das Verständnis der Architektur zu bewahren, empfiehlt es sich übrigens, regelmäßig einen Ist-Architektur-Workshop durchzuführen.

Insgesamt ist der Ist-Architektur-Workshop eine wirksame Methode, um ein genaues Bild der aktuellen IT-Architektur zu erhalten, Missverständnisse und Wissenslücken zu beheben und einen soliden Ausgangspunkt für die Planung und Implementierung von Verbesserungen zu schaffen. Damit nimmt er eine entscheidende Rolle für ein erfolgreiches IT-Projekt-Management und eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der IT-Architektur ein.

Avatar von Jürgen Lesny

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Für das Handling unseres Newsletters nutzen wir den Dienst HubSpot. Mehr Informationen, insbesondere auch zu Deinem Widerrufsrecht, kannst Du jederzeit unserer Datenschutzerklärung entnehmen.