Seit nunmehr 2 1/2 Jahren habe ich das Privileg, teil der Mayflower-Crew zu sein. Nun ist der Zeitpunkt für mich gekommen, mich von meinem Leichtmatrosen-Dasein zu verabschieden und meine Ausbildung Revue passieren zu lassen – und auf diesem Weg anderen Landratten einen Einblick zu geben, was es bedeutet, als Auszubildender auf der Mayflower zu segeln.
Für mich begann diese Reise völlig unerwartet Anfang 2010, als ich mich mit dem Zend Framework beschäftigte und zu diesem Zweck das Zend-Framework-Poster der Mayflower GmbH bestellte.
Anheuern auf der Mayflower
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich weder von Mayflower gehört, noch hatte ich einen konkreten Plan, wie es nach dem Abitur weitergehen sollte. Nur die grobe Richtung war mir klar, irgendwas mit Informatik, eventuell ein Studium, aber eigentlich lieber etwas Praktisches. Eine Zukunftsperspektive sollte sich nach Möglichkeit auch daraus ergeben.
Aufgrund der Bestellung des ZF-Posters kam ich mit einem der Kapitäne der Mayflower, Albrecht Günther, seines Zeichens für Mitarbeiterbelange und Human Ressources zuständig, in ein spannendes Gespräch, in dessen Verlauf sich die Idee manifestierte, man könnte ja mal beiderseitig über eine Ausbildung nachdenken.
So wirklich wissen, was auf uns damit zukäme, konnten wir an diesem Zeitpunkt beide noch nicht, daher vereinbarten wir ein Vorstellungsgespräch und ein erstes Kennenlernen im Rahmen einer betreuten Probearbeit.
Am 5. Mai 2010 war es dann soweit. Mit dem Zug ging es knapp 300 Kilometer nach Würzburg, um sich gegenseitig zu beschnuppern. Doch was für ein Schock – in einer Firma, die für Großkunden wie Deutsche Telekom, Siemens, ProSiebenSat.1 und Vaillant Projekte durchführt, öffnete mir nicht ein Anzugträger die Tür, sondern allem Anschein nach ein Bademeister. Und die erste Frage war auch nicht die nach den Qualifikationen, sondern ob ich mein Handtuch dabei hätte.
Das alles klärte sich schnell auf. Es war der Towel Day und in der gesamten Mannschaft herrschte und herrscht bis heute eine sehr lockere Atmosphäre, die im ersten Moment so gar nicht meinen Erwartungen entsprach, mir jedoch im Laufe der Ausbildung sehr ans Herz wuchs.
Der offizielle Teil der Vorstellung lief dann etwas förmlicher, aber immer noch in einer sehr lockeren Atmosphäre ab. Die Probearbeit stellte mich zwar vor eine Herausforderung, ebenso wie die Fragen zur fachlichen Eignung, war aber gerade durch die gegebenen Hilfestellungen und dem geringen Leistungsdruck zu handhaben.
Heute läuft das ganze für Auszubildende ein wenig anders, so dass neben einem Bewerbungsgespräch eine kleine Hausaufgabe gegeben wird, um die Eignung zu testen. Hier ist natürlich entsprechende Erfahrung mit PHP oder einer anderen Skriptsprache, sowie ein Interesse daran, sich in die neue Situation einzulernen, unabdingbar. Sicherlich eine höhere Einstiegshürde für potenzielle Leichtmatrosen, als es bei manch anderen Ausbildungen zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung der Fall ist.
Landgang: Freiburg
Da die Musterung gut verlief, konnte ich nach einigem Warten auf den so wichtigen Vertrag auf der Mayflower anheuern. Kaum war die Tinte getrocknet und die Koje eingerichtet, ging es schon zum ersten Landgang, der meinen Ausbilder, einige weitere Crewmitglieder und mich nach Freiburg führte, um uns die erste Qualifikation in Form des OXID-Developer-Zertifikates zu verdienen.
Hier zeigte sich das erste mal etwas für Mayflower so typisches: Die Landgänge waren, wie auch später die tägliche Arbeit, nicht nur hartes Handwerk, sondern verbunden mit viel Spaß, abendlichen Unternehmungen und einem völlig gelösten, fast familiären Ambiente, was ich so bei keiner früheren Arbeitsstelle erleben konnte. Ein Einstieg ganz nach meinem Geschmack.
Ab in die Kombüse
Nach dem Landgang war ich moralisch schon darauf vorbereitet, in der Kombüse Kartoffeln zu schälen und das Deck zu schrubben, schließlich war ich ja der „Stift“. Umso schöner dann die Verantwortung ein eigenes Projekts – vorerst nur zur Veröffentlichung als Open-Source-Komponente vorgesehen, über die ich die Grundlagen zum Zend Framework und dem Scrum-Prozess lernen konnte, ohne den Druck, in kürzester Zeit Ergebnisse erzielen zu müssen.
Anfang 2011 war es für mich dann soweit, die grüne Spielwiese zu verlassen und mit den anderen in die Takelage zu klettern, wo ich in einem echten Kundenprojekt erst leichtere, mit zunehmender Erfahrung immer fordernde Aufgaben übertragen bekam. So war Softwareentwicklung von Anfang an etwas Konkretes. Etwas, das man tagtäglich tat, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Gerade die Möglichkeit hier auch Fehler machen zu dürfen und diese aber auch erklärt zu bekommen, um sie korrigieren zu können, führten zu einer sehr angenehmen Arbeit, nur hier und da von kleineren Gewitterwolken durchbrochen, die aber immer im direkten Gespräch geklärt werden konnten.
Orden verdienen
Im Verlauf der Reise gab es Gelegenheit genug, ins kalte Wasser zu springen. Sei es mit dem Schreiben von Blogartikeln zu Fachthemen, dem Veröffentlichen eines Fachartikels im deutschen PHP Magazin oder dem Halten von Vorträgen vor kleinerem Publikum. Hier konnte ich mich jederzeit auf die Unterstützung der Mayflower-Crew verlassen, ebenso auf eine besonderen Förderung durch die vier Kapitäne der Mayflower.
Mayflower fördert auch diverse Zertifikate, also Nachweise darüber, dass eine bestimmte Technologie/Arbeitsweise beherrscht wird. Dann übernimmt das Unternehmen die Prüfungsgebühr und zahlt eine Erfolgsprämie. Diese Unterstützung ist außergewöhnlich und macht Mayflower in einen Augen noch attraktiver.
Logbuch und Tinte
Vor allem für mich als Auszubildenden war die Honorierung der zusätzlichen Arbeit ein angenehmer Vorteil, da Mayflower zwar eine sehr hohe Ausbildungsvergütung zahlt, im Vergleich mit anderen Auszubildenden diese aber dennoch eben eine Ausbildungsvergütung ist – und ein Zubrot gerade für größere Wünsche eine sehr nette Möglichkeit ist, sie sich zu erfüllen. Überstunden, sofern es denn nach Absprache zwischen Teamleiter und Auszubildenden dazu kommt, lassen sich komplett wieder abgebummeln. Auch die 30 Urlaubstage sollte man nicht unerwähnt lassen. Die Zahl ist überdurchschnittlich, selbst für unsere Branche.
Die Chance zu schwimmen
Durch einen kurzfristigen Ausfall eines Kollegen bot sich mir im Oktober 2011 die Chance, auf der International PHP Conference in Mainz meinen ersten Vortrag vor einem größeren und völlig unbekanntem Publikum zu halten, wo ich wichtige Kontakte knüpfen und auch im Bereich der Wissensweitergabe Erfahrungen sammeln konnte. So eine Möglichkeit kenne ich von keiner anderen Ausbildung, sie ist definitiv ein sehr hochwertiger Bestandteil meines Lebenslaufs. Hier ist natürlich eigene Initiative gefragt, doch wer sie zeigt, der wird Seitens Mayflowers jederzeit gefördert.
Im Hafen vertäut
Da es sich bei der Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung um eine duale Ausbildung handelt, musste ich von Zeit zu Zeit den Hafen der Berufsschule aufsuchen, um hier im Blockunterricht (also mehrere Wochen am Stück) die Grundlagen für die Abschlussprüfung zu erlangen.
Auch in der Berufsschule habe ich bei vielen Lehrern erleben können, dass sie die Ausbildung fördern, sofern es ihnen möglich ist. Hier machte sich der Projekteinsatz auf der Mayflower positiv bemerkbar, da viele theoretische Hintergründe aus der täglichen Arbeit bekannt waren und die Berufsschule somit weniger Lernstress als befürchtet bedeutete.
Eine wichtige Frage sind, wie in jeder Schule, immer wieder die Noten – wobei hier von Mayflowerseite aus zwar auch auf die Leistung geachtet, jedoch kein massiver Leistungsdruck aufgebaut wird.
Ankunft in Amerika
Neben vielen tollen Chancen, die sich mir während der Ausbildung boten und die mich auf meiner Reise geprägt haben, war das hervorstechendste Erlebnis 2012 die Entsendung auf eine Konferenz in San Francisco. Auch ihr war viel Eigeninitiative vorausgegangen, in der ich mir die Konfigurationssprache Puppet angeeignet hatte, die bei der Automatisierung von Serverkonfigurationen genutzt wird. All das wurde durch Teilnahme an der Puppet-Konferenz und dem Bestehen der Puppet-Administrator-Zertifizierung, das sogar als erster Deutscher, mehr als nur ausgeglichen.
Die Kapitäne
Ein Schiff ist meist nicht besser als sein Kapitän, das ist auch auf der Mayflower nicht viel anders. Hier haben wir nur die Besonderheit, dass es vier Kapitäne gibt, was im täglichen Arbeiten vielleicht ab und an zu Problemen führt, da jeder von ihnen nun einmal einen anderen Hintergrund hat und die Flagge der Mayflower in ein wenig anderem Licht betrachtet. Das machte sich das ein oder andere Mal bemerkbar, führt aber tatsächlich viel seltener zu echten Problemen, als man erwarten würde.
Noch viel wichtiger ist während der Ausbildung jedoch der direkte Vorgesetzte, zumeist einer der Teamleiter. Er kümmert sich darum, dass man sobald als Möglich in echten Projekten eingesetzt wird, um für den Kunden Anforderungen umzusetzen. Anfangs mit Hilfestellung, später auch völlig selbständig.
Kleine Lecks
Nun gab es auch hin und wieder mal Koordinationsschwierigkeiten während der Ausbildung, und oft musste ich als Auszubildender etwa den Einsatz in anderen Abteilungen selber initiieren. Tatsächlich ist das auch einer der wenigen Punkte, den man meiner Meinung nach in der Ausbildung bei Mayflower optimieren müsste, um zukünftige Leichtmatrosen noch zielgerichteter fit für die Arbeit auf der Mayflower zu bekommen.
Zudem wäre es wünschenswert, in der Ausbildung mehr Transparenz über deren Verlauf zu erhalten, sowie zeitnahes Feedback. Gerade in der Anfangsphase würde das sehr dabei helfen, selber reflektieren zu können, wie gut die eigene Arbeit ist und wo Optimierungspotenziale liegen. Genau diese Optimierungspotenziale deutlich aufzuzeigen, ist eine Verbesserung, die wir bei Mayflower in Angriff nehmen müssen, um eine noch bessere Ausbildung auf die Beine zu stellen.
Ein letzter Kritikpunkt ist der immer wiederkehrende Zeitdruck, so das in einigen Situationen Aufgaben, welche sich nicht auf das Projekt bezogen, für die Ausbildung aber wichtig waren, unter massiver Zeitnot erledigt werden mussten. Hier zeigte sich, dass die Erwartungshaltung – gerade in Hinblick auf die Selbstständigkeit eines Auszubildenden – oftmals deutlich zu hoch ist. Hier sollte Mayflower mehr Zeit in die Betreuung des Auszubildenden investieren.
Über die Planke oder in das Krähennest
Aufgrund der Tatsache, dass ich auf der Mayflower der erste Leichtmatrose war, ist sicher nicht alles perfekt gelaufen und für das zukünftige Ausbildungsprogramm sind noch einige Punkte offen, an denen man anknüpfen muss. Alles in allem bin ich jedoch sehr froh, mich für eine Ausbildung entschieden zu haben, die mir, bis auf sehr wenige Tage, immer gezeigt hat, dass Arbeit Spaß macht und die mich auf meine neue Rolle als Vollmatrose hervorragend vorbereitet hat.
Mayflower hat mit der Ausbildung das erklärte Ziel, in Fachkräfte zu investieren. So können langfristig neue Entwickler für die anstehenden Kundenprojekte gewonnen werden. Dazu gehört es auch, das bei guter fachlicher Eignung der Auszubildende in ein unbefristetes Anstellungsverhältnis übernommen wird.
Dafür ist jedoch – neben dem eigentlichen Handwerkszeug, also der PHP- und JavaScript-Programmierung, sowie den damit verbundenen Verfahren zur Qualitätssicherung – auch ein hohes Maß an Kommunikation und Bereitschaft zur Teamarbeit von Nöten. Mir selber fiel das aufgrund der guten Atmosphäre auf der Mayflower, sowie der freundlichen Kollegen, die einem im Alltag immer wieder unter die Arme greifen und unterstützen, zum Glück nicht schwer.
Außerdem ist auch die Unterstützung, die ich Seites Mayflowers erfahren habe, immens gewesen, so dass ich mir einen Sprung von der Planke nicht vorstellen kann und umso erfreuter bin, mich nun in Vollzeit den Aufgaben auf der Mayflower zu widmen.
Nun kann ein Posten, wenn er verlassen wird, auch wieder frisch besetzt werden. Wenn du also aktuell auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bist, dich die Webentwicklung mit PHP und JavaScript in großen Projekten interessiert und dich dieser Logeintrag heiß darauf gemacht hat, mehr über Mayflower zu erfahren, dann melde dich doch einfach mal über unser Kontaktformular.
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