Nachdem nun nach fast einem Jahr Elternzeit mein beruflicher Wiedereinstieg unmittelbar bevorsteht, bekam ich vor einigen Wochen eine Einladung von meinem Chef, an einem Temenos Workshop teilzunehmen.
Allein die Tatsache, dass ich keinen blassen Schimmer hatte um was es sich bei Temenos überhaupt handelt, hat schon meine Neugierde geweckt. Ein kurzer Blick auf die Temenos Website und ich war zwar immer noch nicht wirklich schlauer was Temenos im Detail ist, aber ich sah in dem Workshop eine Chance zur Teamentwicklung und Stärkung und mein Interesse war da.
An dem Tag als der Workshop dann tatsächlich stattfand kam natürlich wieder alles anders als geplant: ich war total erkältet, mein Sohn hatte mich Nachts auf Trab gehalten und der Hund hat beim morgendlichen Spaziergang komplett vergessen was es heißt zu folgen. Dementsprechend war meine Motivation, als ich um 9 Uhr in der Früh, mit Augenringen und 3 Packungen Taschentücher ausgerüstet, im Mayflower Büro aufschlug, auf dem Tiefpunkt angekommen.
Ich malte mir einen sehr anstrengenden und fordernden Workshop aus, der meine volle Konzentration und Kraft kosten würde, die ich in diesem Moment einfach nicht hatte. Dass mich Temenos am Ende mit positiver Energie und Kraft füllen würde war zu diesem Zeitpunkt für mich nicht vorstellbar.
Also ging es bei Mayflower zunächst einmal in die Küche, um mich mit einer doppelten Portion Kaffee und Cola Light wieder einigermaßen auf Spur zu bringen. Auf dem Weg dahin traf ich dann bereits auf zwei mir unbekannten Temenos Teilnehmer und meine Stimmung besserte sich bereits spürbar – die Energie sowohl der Teilnehmer, als auch der beiden Coaches, war durchweg positiv.
Nach der Einführung durch die Coaches Christine Neidhardt und Olaf Lewitz war dann auch das letzte bisschen schlechte Laune gewichen, im Gegenteil ich war motiviert und gespannt was der Tag bringen würde. Wie genau das gelungen ist, kann ich selber nicht sagen, aber ich denke zum Großteil lag es an dem sehr menschlichen Ansatz von Temenos. Bei Temenos geht es eben in erster Linie nicht darum Leistung zu bringen und anderen Menschen zu gefallen, sondern darum einen Raum zu schaffen, in dem man sich zunächst auf menschlicher Ebene begegnet und einander besser versteht. Gerade für Teams, die sehr eng miteinander zusammenarbeiten und auch etliche Stresssituationen bewältigen müssen, ist dieser Ansatz Gold Wert, denn wenn man die anderen besser versteht, einen Draht zueinander hat, fällt es viel leichter auch schwierige Situationen gemeinsam zu meistern.
Temenos geht davon aus, dass Menschen die gemeinsame Geschichten erlebt haben, oder zumindest die Geschichten der anderen kennen besser zueinander finden. Um das zu erreichen startet man bei einer Temenos Sitzung mit der sogenannten Influence Map, Die Influence Map, dient dazu, zu erzählen was einen beeinflusst, zu dem macht der man ist, kurz seine Geschichte zu erzählen. Dies kann man mit Hilfe einer abstrakten oder auch ganz konkreten Zeichnung machen, man kann aber auch einfach nur erzählen. Das Interessante dabei ist, dass man nicht nur durch seine eigene Geschichte näher zu sich findet, sondern dass man sich auch durch die Geschichten der anderen inspirieren lässt. So hatte sich zum Beispiel einer unserer Teilnehmer spontan entschlossen, die von ihm gezeichnete Influence Map komplett zu ignorieren, und uns Dinge zu erzählen, die mehr mir den Geschichten der anderen korrelierten.
Das wichtigste bei der Influence Map, und zugleich einer der schwierigsten Parts, ist wohl das mitfühlende Zuhören.
Man neigt dazu Dinge die man hört zu werten, zu versuchen in Einklang mit Dingen die man selber erlebt hat zu bringen, Ratschläge zu geben… Bei Temenos soll aber jeder die Chance haben sein Herz auszuschütten, ohne dabei unterbrochen, verbessert oder beurteilt zu werden. Ich muss zugeben, dass mir das nicht immer leicht gefallen ist, vor allem weil man ja in den meisten Meetings an denen man teilnimmt versucht Ergebnisse zu erzielen, und mein Hirn fast schon automatisch anfängt zu rattern und nach Lösungen, Verbesserungen und konstruktiver Kritik sucht. Am Ende war es aber auch eine sehr schöne und lehrreiche Erfahrung, dass man einfach mal nur Zuhören, die Dinge so nehmen kann wie sie sind und nicht immer alles verbessern muss.
Zu dem Zeitpunkt als ich an der Reihe war meine Geschichte zu erzählen waren die 3 Packungen Taschentücher bereits aufgebraucht und mein Hauptfokus lag darauf nicht zu husten. Eine schon fast alptraumhafte Vorstellung, sich in fremder Runde, mit triefend roter Nase, nach Luft japsend zu öffnen und persönliche Details über sich selbst zu erzählen. Im Rahmen des Temenos aber wurde eine Atmosphäre der Vertrautheit und Sicherheit geschaffen, die es mir erlaubt hat mich allem zum Trotz darauf zu freuen meine Geschichte mit den Anderen zu teilen.
Natürlich geht es bei Temenos nicht nur darum sein Herz aus zu schütten und eine gemeinsame Basis zu finden, sondern das ganze soll letztendlich auch zur Weiterentwicklung und Lösung von Problemen dienen. Werkzeuge dafür sind der Clean Slate, die Personal Vision und der Hero Feedback. Leider hatte aber bei mir am Ende doch der Körper über den Geist gesiegt und ich musste das Temenos frühzeitig verlassen, so dass ich über den letzten Teil nicht aus erster Hand berichten kann.
Dessen ungeachtet hat das Temenos mich inspiriert, voll positiver Energie und neugierig zurückgelassen und ich bin überzeugt, dass das ein sehr guter Ansatz ist um als Team besser zusammenzuarbeiten. Ich hoffe sehr, dass ich bald die Chance habe an einem weiteren Temenos teilzunehmen und mehr über mich und mein Team zu lernen.
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