„Tropical Islands“: das kleine Einmaleins der Preisgestaltung

Avatar von Björn Schotte

Nach den Neujahrstagen verbrachte ich eine knappe Woche mit Familie in Berlin. An einem der Tage machten wir einen Ausflug nach Tropical Islands. Das ist ein größeres Ressorts mit Palmen, Show und natürlich viel Wasser zum Planschen. Nicht ungewöhnlich, möchte man meinen, bietet so etwas doch jedes zweitklassige Schwimmbad. Das ungewöhnliche und für mich faszinierende an Tropical Islands ist, dass es sich komplett in der Mark Brandenburg in der ehemaligen Halle der (ebenfalls ehemalig) NewEconomy-Größenwahnsinns-Firma CargoLifter befindet. Diese „The Dome“ genannte Halle ist so groß, dass man den Eiffelturm längs hineinlegen könnte (322m) oder die Freiheitsstatue von New York darin aufstellen könnte (93m). Naja, wer mehr darüber wissen will, kann sich auf den Webseiten umsehen. In der Halle ist noch nicht alles fertig, daher trafen wir auch einige Bauarbeiter. Ich hoffe, Sauna & Co. werden bald fertig gestellt. Interessant gerade auch für Jugendliche ist, dass das Ressorts 24h am Tag offen hat und man auch in kleinen Zelt-Iglus dort übernachten kann.

Selbstverständlich gibt es auch einen Gastronomiebereich, mit Köstlichkeiten aus Italien (Pizza), Japan (Sushi), Amerika (Burger & Co.) und China (mjam).

Aber worauf wollte ich eigentlich zu sprechen kommen? Ach ja, genau. Das kleine Einmaleins der Preisgestaltung. Das geht so:

Im Gastronomiebereich kann sich der hungrige Lagunist (Lagunist von Lagune, die Schwimmbereiche waren in Form einer Lagune aufgemacht) mit allerlei Köstlichkeiten versorgen. In üblicher Manier kann man hier ein Menü erstehen, bestehend aus einer Mahlzeit (Pizza, Sushi etc.) sowie einem Softdrink (0,3 oder 0,4l, ich weiß es nicht mehr genau).

Für dieses Menü bezahlt man 7,– EUR, was für solche Verhältnisse ganz okay ist. Einige von uns wollten jedoch Pizza, aber keinen Softdrink. Der Verkäufer wollte zunächst keine einzelne Pizza verkaufen, auf Drängen tat er es dann doch. Die Pizza kostete 4,– EUR bzw. eine einfache Magherita kostete nur 3,80 EUR.

Nun fiel dem hungrigen Lagunist aber 1 Minute nach Bestellung ein, dass er doch noch gerne eine Cola hätte. Gesagt getan, die Cola kostete 2,– EUR. Und nun fangen wir einmal das Rechnen an:

Im Menü mit Mahlzeit + Softdrink zahlt man 7,– EUR. Die zwei Bestandteile des Menüs als Einzelbestellung ergeben 6,– EUR bzw. 5,80 EUR.

Das heißt man zahlt, wenn man das Menü bestellt (wohlgemerkt, ausgeschildert sind ausschließlich die Menüs!), 1,– EUR bzw. 1,20 EUR mehr als wenn man die Positionen einzeln bestellt hätte.

Nepp & Schlepp? Ich vermag es nicht zu beurteilen, schauen wir doch mal weiter.

Aber es wird noch lustiger: am Abend gibt es eine wirklich tolle Show, eine Mischung aus Gesang, schönen Kostümen, Schauspiel über die Geschichte und Entstehung Brasiliens. Sie wird am Südstrand in der Halle präsentiert. Natürlich versammelt man sich dort als Zuschauer und kann sich über eine Bar leckere Getränke bestellen. Ganz besonders ist dabei auch ein Paket: der Eintritt in die Halle plus ein 3-Gänge-Menü während der Show. Der Paketpreis beträgt hier 39,90 EUR, wenn man das Paket vorbestellt – enthalten ist der Eintritt für 6 Stunden.

Spontan-Esser werden aber auch hier enttäuscht: entschließt man sich nach seinem Eintritt (15,– EUR für 4 Stunden) dazu, Abends bei der Show das Menü zu essen, zahlt man 19,90 EUR. Um vergleichen zu können, müssen wir noch mal 2,– EUR für die zusätzlichen 2 Stunden (4+2=6) hinzurechnen.

Wollen wir wieder rechnen?

Vorbesteller zahlen 39,90 EUR im Paket. Spontan-Esser zahlen 15,– EUR plus 2,– EUR plus 19,90 EUR, macht 36,90 EUR. Nach Adam Riese und Till Eulenspiegel ergibt sich hier eine Differenz – oder anders gesagt: Mehrkosten für die Vorbesteller – von glatten 3,– EUR.

Würde man nicht normalerweise erwarten, dass man für ein Menü (wegen der Kombination, dh. weil man als Kunde mehr kaufen will) eine Art Rabatt bekommt, dh. weniger zahlt als wenn man die Bestandteile einzeln kaufen würde?

Trotz all der Gemeinheiten gegenüber den Kunden wollen wer ma nicht unken – das Baden war angenehm, das Klima wohlig-warm (über 30 Grad) und die Cocktails gut. Gerüchte besagen, dass das Ressorts 4.000 zahlende Gäste pro Tag benötigt, damit es sich trägt. Ob da alte Träume aus der New Economy auferstanden sind?

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Kommentare

Eine Antwort zu „„Tropical Islands“: das kleine Einmaleins der Preisgestaltung“

  1. Ach Bjoern, jetzt wollen wir aber mal nicht kleinlich sein! Ihr seid ja auch selber Schuld, wenn ihr die die hart-arbeitenden Pizza-Verkäufer mit spontan-Bestellungen total aus dem Konzept bringt ;)

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